Kolumne # 843 vom 13.02.2017: Gedichte des Widerstands13.02.17 (von maj) Wer Freude daran hat, Gedichte zu lesen, der sollte sich den Band »Our Lives Matter« – »Unsere Leben zählen!« – besorgen
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 37 vom 13. Februar 2017: Bitte HIER klicken! Gedichte des Widerstands Kellys Verse sind wie auf Papier festgehaltene Gebete, die wie Drachen in Schicksalsstürmen aufsteigen oder wie zarte Vogelküken aus dem stählernen Nest eines Gefängnisses fallen. Mit seinen Gedichten, die so spannend wie einfallsreich sind, lässt uns der Autor teilhaben an seinem Schmerz, seinen Träumen, seinen Visionen und Hoffnungen. Wunderbar, wie er in dem Gedicht mit dem überraschenden Titel »Tonight I date the rain« (etwa »Heute abend hab ich ein Rendezvous mit dem Regen«) mit Worten spielt und sie liebevoll streichelt. Kelly ist ein besonnener junger Mann, der schon auf langjährige eigene Erfahrungen in den Abgründen der Gefängnisse zurückschaut und deshalb nicht nur das dort existierende sehnsuchtsvolle Verlangen, sondern die größten und geheimsten Hoffnungen im Leben von Afrikanern in Amerika gefühlt hat und auszudrücken vermag. Wenn er in diesem Zusammenhang den kulturellen Begriff »Nubier« benutzt (wie es viele junge Schwarze in ihrer Rückbesinnung auf ihre afrikanischen Wurzeln tun; jW), dann scheint darin kein Gefühl der Angst auf, wie sie sonst für Schwarze in den USA allgegenwärtig ist. Aufgeteilt in drei Kapitel setzt er sich mit dem amerikanischen Sklavenhandel, den turbulenten Zeiten der 1960er und 1970er Jahre bis hin zu den zahlreichen relevanten und aktuellen Ereignissen auseinander. Dabei schafft er ein Dreiecksverhältnis aus Begehren, rechtschaffener Entrüstung und zartfühlender Liebe. Kelly ist klug genug, ältere Dichterkolleginnen wie Gwendolyn Brooks (1917–2000) und Sonia Sanchez, die ihn inspiriert haben, zu respektieren und zu erhöhen. Wer Freude daran hat, Gedichte zu lesen, der sollte sich den Band »Our Lives Matter« besorgen und ihn verschlingen, um seine Seele zu bereichern und zu heilen. Übersetzung: Jürgen Heiser |
|