Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 233 – 6./7. Oktober 2012
Nur noch wenige Tage trennten Terry »Butter« Williams von seiner auf den 3. Oktober festgesetzten Hinrichtung, als er endlich obsiegte. Nach all den Jahren, in denen er von jedem Gericht, an das er sich wandte, immer wieder ein »Nein!« zu hören bekam, gab es für ihn endlich ein »Ja!« Terry hat damit nicht nur einen Hinrichtungsstopp erreicht, vielmehr fällte das Gericht eine Entscheidung, die besagt, daß sein Urteil rechtsfehlerhaft zustandegekommen ist. Deshalb hat die Richterin sein Todesurteil aufgehoben und eine neue Verhandlung über das Strafmaß angeordnet.
Nachdem monatelang das Damoklesschwert des Todes über ihm hing, kann Terry jetzt erst einmal tief durchatmen, wenn auch nur für eine kurze Weile. Denn wie zu erwarten war, hat der Bezirksstaatsanwalt sofort Berufung gegen die Gerichtsentscheidung eingelegt.
Die mündliche Verhandlung vom vorletzten Donnerstag hat ergeben, daß die Anklagevertreterin falsche und irreführende Angaben gemacht hat, was letztlich zum Todesurteil führte. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß nicht nur das Strafmaß unter falschen Voraussetzungen festgelegt wurde, sondern der ganze Prozeß an sich rechtswidrig war. Müßte das nicht zur Konsequenz haben, daß Terry »Butter« Williams’ Verfahren ganz neu aufgerollt wird? Das ist jedoch ein Kampf, der künftig noch zu führen sein wird.
Aber für Dutzende andere Männer und Frauen in den Todestrakten Pennsylvanias rinnt die Zeit dahin. Und deshalb fragen wir uns, wo ist die Bewegung zur Abschaffung der Todesstrafe? Gerade jetzt wird sie dringend gebraucht. Sie muß den Kampf auf die Straße tragen, damit endlich Schluß damit ist – wie es der verstorbene Richter am Obersten Gerichtshof, Harry A. Blackmun, einmal ausgedrückt hat –, daß weiter »an der Todesmaschinerie herumgepfuscht« wird.
Übersetzung: Jürgen Heiser