Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 100 – 28./29. April 2012
Dieselben Kräfte, die für ihre kurzzeitigen Profite weltweit den Zusammenbruch ganzer Nationalökonomien bewirkt haben, lassen ihre gigantische Abrißbirne auch gegen euch und euer Morgen schwingen. Wenn euch das nicht aufstachelt, was sonst wird es tun? Wenn euch das nicht härter macht, was sonst kann das bewirken? Wenn ihr zu den 99 Prozent gehört, dann seid auch diese 99 Prozent. Das ist nicht nur möglich, sondern dringend notwendig. Eure Konsequenz muß sein, alles zu besetzen. Wo das Volk ist, da solltet auch ihr sein. Wo die Mächtigen und Reichen den Menschen Leid zufügen, genau da müßt auch ihr sein. Dort müßt ihr organisieren, Widerstand leisten, euch wehren und eine bessere Welt erringen.
Ihr werdet euer Ziel erreichen, wenn ihr nur beharrlich genug kämpft, denn entgegen der Propaganda der Konzernmedien ist die Mehrheit auf eurer Seite. Ihr gebt ihren Anliegen, Ängsten und ihrem Gefühl, massenhaft betrogen zu werden, eine Stimme. In der Tat waren es vor allem die Frontmedien des Dow-Jones-Aktienindex, die ihre Leser, Hörer und Zuschauer verraten haben. Und zwar nicht nur, weil sie ihnen die imperialen Kriege als unausweichlich verkauft haben, sondern weil sie ihre Medienmacht auch dazu mißbrauchen, aller Welt ihre ideologische Sicht des Kapitalismus überzustülpen. Sie haben sich dadurch praktisch zum Sprachrohr des herrschenden Systems gemacht. Und genau damit verdienen sie auch ein Schweinegeld.
Um also ihre Herren zu verteidigen, die Fürsten der Hochfinanz, werden sie versuchen, euch mit Dreck zu bewerfen. Begreift, daß ihr Geifern auch ein Beweis für eure erfolgreiche Arbeit ist und sich darin auch die Angst ihrer Bosse vor den 99 Prozent widerspiegelt. Bleibt am Ball, organisiert die Bewegung, und indem ihr das tut, seid solidarisch und behandelt einander wie Brüder und Schwestern, Compañeros y Compañeras. Sorgt füreinander, denn allein dadurch wird sich eure Bewegung von der marktgetriebenen Achtlosigkeit und dem Egoismus unterscheiden, die das Charakteristikum des globalisierten Kapitalismus sind.
Weitermachen wie bisher und nur die alten Trampelpfade beschreiten hat uns keinen einzigen Schritt weitergebracht, wir müssen uns nur umschauen, um das zu begreifen. Es ist also an der Zeit, einen anderen und besseren Weg einzuschlagen. Die Frage ist, ob ihr abwarten oder handeln wollt.
(Übersetzung: Jürgen Heiser)
Siehe auch Beitrag »Für Mumia und alle anderen« über den Aktionstag »Occupy for Justice« am 24. April 2012 auf der »Home« dieser Website