Mumia Abu-Jamal ist um 4:00 Uhr morgens am Mittwoch, dem 14. Dezember 2011, (Ortszeit) in einem Einzeltransport aus dem im Südwesten Pennsylvanias gelegene Hochsicherheitsgefängnis SCI Greene in Waynesburg in das SCI Mahanoy in Frackville verlegt worden (siehe Besuchsbericht von Johanna Fernadez). Dieses Gefängnis mittlerer Sicherheitsstufe mit 4000 Insassen befindet sich 170 Kilometer von seiner Heimatstadt Philadelphia entfernt.
Noch hat er dort in der »Administrativhaft« Besuche wie im Todestrakt, also hinter Trennscheibe. Ob er bald auch Kontaktbesuche erhalten und nach drei Jahrzehnten Trennscheibe seine Besucher wieder berühren darf, ist noch offen. Auch nach Verlegung aus dem Todestrakt in den AC-Block des SCI Greene wurde Abu-Jamal dort vergangene Woche wieder in Handschellen vorgeführt. Auf diese Prozedur war im SCI Greene verzichtet worden, seit der südafrikanische Bischof Desmond Tutu 2010 nach seinem Besuch bei Abu-Jamal heftig dagegen protestiert hatte.
Nach Auskunft des Anstaltsleiters von Mahanoy, John Kerestes, befindet sich Mumia Abu-Jamal noch in »Administrativhaft«. Dieser Absonderungsstatus eines Häftlings bedeutet nach den Regularien der Gefängnisbehörde von Pennsylvania, »daß seine Anwesenheit im Normalvollzug (›general pupulation‹) eine Bedrohung für Leben und Eigentum des Gefangenen, der Bediensteten, der Mitgefangenen, der Allgemeinheit oder der Sicherheit und Ordnung der Anstalt darstellt«. Abu-Jamal werde aber nach erfolgter Eingangsüberprüfung in den Normalvollzug verlegt, so Kerestes.
Mumia Abu-Jamals Unterstützer in den USA rufen dazu auf, ihm nun massenhaft Solidaritätspost an seine neue Adresse zu schicken:
Mumia Abu-Jamal
AM 8335
SCI Mahanoy
301 Morea Road
FRACKVILLE, PA 17932, USA.
Damit werde gleichzeitig den Behörden klargemacht, daß die internationale Öffentlichkeit weiterhin wachsam ist.
Wachsamkeit scheint nach dem Bericht einer namentlich nicht genannten Reporterin des Projekts Prisonradio.org auch geboten. Sie war am Donnerstag vergangener Woche (8.12.2011) Zeugin einer Mitgliederversammlung der rechten Polizeibruderschaft Fraternal Order of Police (FOP) in Glenside, einem Vorort Philadelphias. Maureen Faulkner, die Witwe des angeblich von Abu-Jamal im Dezember 1981 getöteten Polizisten, war neben anderen Befürwortern der Hinrichtung Abu-Jamals Ehrengast dieser Veranstaltung. Die Witwe bat die anwesenden 900 »strammen, davon 99 Prozent weißen« FOP-Mitglieder, so der Prisonradio-Bericht, den Gouverneur anzurufen und ihn aufzufordern, Abu-Jamal dorthin zu verlegen, wo er hingehöre, nämlich »unter Kriminelle und Gewalttäter«.
Die Reporterin nannte die Stimmung der Versammlung schockierend und »einen offenen Aufruf dazu, Mumia etwas zuleide zu tun«. Bestätigt sah sie sich in ihrer Einschätzung durch die Rede des FOP-Präsidenten John McNesby, der sein bedauern über die Aufhebung des Todesurteils ausdrückte und seine Ausführungen mit dem Satz schloß: »Das nächste Mal, daß ich von ihm etwas höre, ist es hoffentlich sein Nachruf!«
(IVK-Redaktion)