Mumia Abu-Jamal aus Todestrakt verlegt

15.12.11 (von ivk-jW) Mumia Abu-Jamal in anderen Gefängnistrakt des SCI Greene verlegt

Aus: junge Welt Nr. 291 vom 15. Dezember / Von Jürgen Heiser

Der US-amerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal befindet sich nicht mehr im Todestrakt. Wie »Democracy Now!«, ein investigatives Programm des unabhängigen US-Rundfunknetzwerks Pacifica Radio, am Dienstag abend (Ortszeit) meldete, wurde Abu-Jamal bereits in der vergangenen Woche aus dem Todestrakt verlegt. Dem Bericht zufolge befindet er sich nun in einer anderen Spezialabteilung des Hochsicherheitsgefängnisses SCI Greene in Waynesburg, Pennsylvania. »Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren befinde ich mich physisch nicht mehr im Todestrakt«, erklärte der weltweit bekannte politische Gefangene. »Ich bin jetzt in einem neuen Bereich, dem sogenannten AC-Block.« (AC = Administrative Custody; dt. Administrativhaft)
In diesem Trakt seien die Zellen fast identisch mit denen des Todestrakts, aber gegen niemanden im AC-Block gelte ein Todesurteil, auch gegen ihn nicht mehr. Damit verwies Abu-Jamal auf die Aufhebung seines Todesurteils durch US-Bundesgerichte. Die beschlossene Umwandlung in lebenslange Haft muß jedoch noch formal vom Staatsgericht in Philadelpia vollzogen werden. Er werde noch etwas Zeit brauchen, bis er sich an diese Veränderung gewöhnt habe, zitierte »Democracy Now!« Abu-Jamal. »Ich bin noch dabei, mich zu akklimatisieren«.

Am vergangenen Freitag sprach der Menschenrechtsaktivist via Telefon auf der zentralen Solidaritätsveranstaltung zum 30. Jahrestag seiner Verhaftung am 9. Dezember 1981 zu den Versammelten im National Constitution Center von Philadelphia. Dabei äußerte er sich auch zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft von Philadelphia, das Todesurteil gegen ihn nicht mehr durchsetzen zu wollen (jW berichtete). Der frühere Black Panther räumte ein, er sei von der Erklärung des Staatsanwalts Seth Williams überrascht gewesen, habe vielmehr im Gegensatz zu vielen Unterstützern und seinen Anwältinnen fest mit einer Verhandlung über das Strafmaß gerechnet. Obwohl eine neue Jury in diesem Verfahren rein theoretisch auch wieder ein Todesurteil hätte fällen können, äußerte sich Abu-Jamal enttäuscht über das Wegfallen des öffentlichen Gerichtstermins. Er und sein Anwaltsteam hätten dort Beweise für seine Unschuld vorbringen und mit harten Bandagen dafür kämpfen wollen, daß seine Verurteilung wegen Polizistenmordes erschüttert wird. »Nun werden wir den Kampf auf anderer Ebene führen.«


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Stand: 24.11.2024 um 19:07:45 Uhr