Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 6 – 8./9. Jan. 2011
Der Bundesstaat Georgia im Süden der USA war vor kurzem Schauplatz der seit Jahren größten Gefangenenproteste. In vielen Gefängnissen Georgias nutzten die Inhaftierten eingeschmuggelte Mobiltelefone, um ihre selbstorganisierten Protestaktionen zu koordinieren. Sie verließen ihre Zellen nicht mehr und weigerten sich, zu arbeiten und am Hofgang teilzunehmen.
Eigentlich müßte man annehmen, daß eine solche Aktion den Verantwortlichen in den Knästen gefallen würde, aber wenn sich Gefangene organisieren, selbst wenn das nur bedeutet, daß sie ihre Zellen nicht mehr verlassen, dann löst das bei den Knastleitungen Beunruhigung aus, und sie machen Gebrauch von ihrem altbekannten Instrumentarium: Gewalt, Prügel, Zwangsverlegungen und Isolationszellen.
Am 9. Dezember 2010 begannen die Gefangenen mit ihren Aktionen und stellten Forderungen auf, die sich wie herkömmliche Standardreformen anhören: Zugang zu Ausbildungsmöglichkeiten, faire Bewährungsverhandlungen, angemessene medizinische Versorgung, nahrhafte Mahlzeiten, Entlohnung ihrer Arbeit und Beendigung aller grausamen und ungewöhnlichen Behandlungen durch die Gefängnisbediensteten.
In den Staatsgefängnissen von Augusta, Baldwin, Calhoun, Hancock, Hays, Macon, Rogers, Telfair, Valdosta und Ware beteiligten sich Tausende von Schwarzen, Latinos, Weißen, Muslimen, Rastafari und Christen an den gewaltlosen Protesten. Dabei wurden weder Wärter bedroht oder verletzt noch Anstaltseigentum beschädigt.
Elaine Brown, ein früheres Leitungsmitglied der Black Panther Party, hat diesen Gefangenen mit der neugegründeten Organisation Concerned Coalition to Respect Prisoners’ Rights (Koalition für die Respektierung der Rechte der Gefangenen) zur Seite gestanden und sich öffentlich für ihre Unterstützung eingesetzt. Das haben auch Georgias National Association for the Advancement of Coloured People (NAACP), die Nation of Islam und zahlreiche andere Gruppen getan. Einige Mitglieder des Bündnisses haben das nahe Atlanta gelegene Macon-Gefängnis besucht, um sich einen eigenen Eindruck von den Haftbedingungen zu verschaffen.
Bruce Dixon und Glen Ford vom Black Agenda Radio haben über die Proteste berichtet und die Nachrichten über das Internet weltweit verbreitet, und die Welt hat mit E-Mails und Telefonanrufen bei den Verantwortlichen der Gefängnisse und Georgias Politikern reagiert, um die gerechten und moderaten Forderungen der Gefangenen zu unterstützen.
Trotz der staatlichen Repression war der Streik zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Kolumne zur Jahreswende noch im Gang und breitete sich sprunghaft weiter aus.
Übersetzung: Jürgen Heiser
Petition zur Unterstützung der Forderungen: www.iacenter.org/prisoners/georgia-prisoners121410/