Hände weg von Niger

21.08.23 (von ivk/jw) USA: Solidaritätsbewegung für inhaftierten Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal verurteilt Einmischung

Link zum Artikel in junge Welt Nr. 193 vom 21. August 2023: Bitte HIER klicken![1]

Hände weg von Niger
Die New Yorker »Free Mumia Abu-Jamal Coalition« hat sich mit einem dringenden Aufruf zur Solidarität mit der Bevölkerung des westafrikanischen Staates Niger und seiner neuen Führung an die Öffentlichkeit gewandt. Das Bündnis, das seit Jahrzehnten als Teil einer weltweiten Kampagne für die Freilassung des US-Bürgerrechtlers, Journalisten und früheren Black Panthers eintritt, berief sich in seiner gemeinsamen Erklärung mit US-amerikanischen und mexikanischen Organisationen auf Abu-Jamals Wirken, der auch in seiner über 40jährigen politischen Haft stets »die revolutionäre Tradition der Black Panthers fortgesetzt« habe. Dazu gehöre seine uneingeschränkte Unterstützung afrikanischer Freiheitsbewegungen in seinen Kolumnen und Büchern. In diesem Sinne übe auch das Bündnis »internationale Solidarität mit allen schwarzen, hispanischen und indigenen Völkern sowie allen Menschen afrikanischer Abstammung«. Eine »Allianz westlicher imperialistischer Staaten« unterdrücke diese Völker und verletze deren souveräne Rechte, »um ihre eigenen elitären ökonomischen, strategischen und militärischen Interessen durchzusetzen«.

Im Aufruf vom 10. August, der vergangenen Montag von Workers World veröffentlicht wurde, wendet sich das Bündnis dagegen, dass die »vom Imperialismus unterstützte Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS dem Nationalen Rat für den Schutz des Heimatlandes, der Ende Juli durch einen Staatsstreich progressiver Militärs die Macht in Niger übernommen hatte, mit einer Intervention droht«. Während die Bevölkerung in Armut lebe, sei »Niger reich an Bodenschätzen, darunter Uran«. Deshalb weigerten sich die USA, Frankreich, Deutschland und Italien, »die Weisung der neuen nigrischen Regierung zu befolgen, ihre Truppen aus dem Land abzuziehen«, erklären die unterzeichnenden Organisationen, zu denen neben dem »Malcolm X Commemoration Committee« auch die UN-Verbindungsgruppe der Free-Mumia-Kampagne gehört. Letztere wird von der im Pariser Exil lebenden afroamerikanischen Schriftstellerin Julia Wright geleitet.

Die Verfasser der Erklärung verweisen auf die lange und opferreiche Geschichte revolutionärer afrikanischer Befreiungsbewegungen und Regierungen, die von den bekämpften Kolonialmächten immer wieder durch Mordkampagnen, Putsche und militärische Interventionen an der fortschrittlichen Veränderung ihrer Länder gehindert wurden. Kwame Nkrumah hatte 1968 in seinem Buch »Dark Days in Ghana« die Gründe für den reaktionären, vom US-Geheimdienst CIA unterstützten Militärputsch analysiert, durch den er als Präsident Ghanas gestürzt wurde. Dazu zitierte er die Worte, die Richard Wright, Vater von Julia Wright, 1954 in einem offenen Brief an ihn geschrieben hatte: »Bürden Sie die Last des Leidens, die getragen werden muss, nur einer Generation auf. Ziehen Sie diese Qual nicht wegen der falschen Freundlichkeit von Missionaren und Geschäftsleuten weitere 500 Jahre in die Länge, während Ihre Dörfer verrotten.«

Das »offizielle westliche Narrativ über Niger« laute heute, es sei »eines der ärmsten Länder der Welt«. Verschwiegen werde jedoch, heißt es im Aufruf, »dass sein Reichtum an Öl, Gold und Uran durch die koloniale Strategie französischer Unternehmen monopolisiert wurde«. Den Werktätigen werde beim Schaffen dieses Reichtums nur ein Hungerlohn gezahlt, »damit die Franzosen elektrischen Strom im Überfluss haben, während der größte Teil Nigers im Dunkeln lebt und darauf angewiesen ist, Strom zu importieren«.

Niger sei heute, »demographisch gesehen, das jüngste Land der Welt: 50 Prozent seiner Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Nun erhebe sich die neokolonial beherrschte afrikanische Jugend, sei es »im ›Mutterland‹, in den verdreckten Vorstädten von Nanterre oder Marseille, wo es zu beispiellosen Aufständen gegen die militarisierte Polizei gekommen ist, oder in den Hinterhöfen der Kolonialmächte im globalen Süden wie in Burkina Faso, Mali, Guinea und jetzt Niger«. Dort habe die studentische Jugend »geschworen, sich mit bloßen Händen gegen jede ausländische Einmischung zu wehren«.
Jürgen Heiser


Links im Artikel: 1
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/457285.gegen-neokolonialismus-h%c3%a4nde-weg-von-niger.html

Ausdruck von: http://freedom-now.de/news/artikel2085.html
Stand: 21.11.2024 um 23:28:37 Uhr