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Solidarität mit politisch Verfolgten
Seit der jüngsten Hetzkampagne gegen Kuba versammeln sich überall im Land Menschen, um ihr Engagement für ein unabhängiges, sozialistisches Kuba zu bekräftigen. Unter den mehr als 100.000 Menschen, die am 17. Juli in der Hauptstadt Havanna demonstrierten, befand sich auch eine Verteidigerin der Revolution, die nicht in Kuba geboren und aufgewachsen ist: die Afroamerikanerin Assata Shakur. Am Vortag hatte sie ihren 74. Geburtstag gefeiert. Es war das 37. Mal, dass sie diesen Tag in Freiheit und in Sicherheit vor weiterer Verfolgung durch die rassistische US-Justiz begehen konnte. Seit 1984 lebt die frühere politische Gefangene in Kuba, wo sie politisches Asyl genießt. In den USA war sie zuvor sechs Jahre unter menschenunwürdigen Haftbedingungen eingesperrt und von lebenslanger Haft bedroht gewesen.
Im Oktober 2013 warf jW-Kolumnist Mumia Abu-Jamal an dieser Stelle die Frage auf, »warum es so ist, dass Assata im Gefängnis landete«, während jene Polizisten, die Fred Hampton (1948–1969), den Vorsitzenden der Chicagoer Ortsgruppe der »Black Panther Party«, im Schlaf ermordeten, »dafür bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen« wurden. »Über 20 Panthers wurden in den USA umgebracht, ohne dass auch nur einer dieser Morde gesühnt wurde«, schrieb Abu-Jamal weiter. Shakur hingegen sei ins Fadenkreuz von Polizei und Justiz geraten, »weil sie zu einer Symbolfigur der schwarzen Freiheitsbewegung geworden war«. 1973 sei sie »in einem Hinterhalt durch Polizeikugeln lebensgefährlich verletzt und verhaftet« worden. »Sie sollte ausgeschaltet werden, um die Bewegung zu treffen.«
Aber eben weil Shakur als Freiheitskämpferin eine besondere Bedeutung hatte, wurde sie Anfang November 1979 durch eine listenreiche Aktion ohne Blutvergießen aus einem Gefängnis in New Jersey befreit und gelangte später auf verschlungenen Wegen nach Kuba. Wie in ihrem Fall hat die revolutionäre Inselrepublik in den Jahrzehnten seit ihrem Bestehen vielen in den USA verfolgten Aktivisten afroamerikanischer und puertoricanischer Bewegungen Zuflucht gewährt. Gegen erpresserische Auslieferungsersuchen der US-Justiz setzte Kuba stets seine internationalistische Solidarität.
Angesichts der Schmutzkampagne, die derzeit von den USA und ihren europäischen Verbündeten gegen das Land entfesselt wird, schrieb das Newsportal Struggle for Socialism (SfS) am vergangenen Dienstag, Shakurs heutige Freiheit wäre nicht möglich ohne diese prinzipienfeste Solidarität. Sie wäre »statt dessen tot«, denn »die USA haben ein Kopfgeld von zwei Millionen US-Dollar auf sie ausgesetzt, tot oder lebendig«. Oder sie befände sich »in den Reihen der über zwei Millionen überwiegend aus Schwarzen, Latinos und anderen Unterdrückten« bestehenden Inhaftierten des US-Gefängnissystems. Wie Mumia Abu-Jamal oder Leonard Peltier vom American Indian Movement säße auch sie seit Jahrzehnten hinter Gittern und wäre gnadenlos der Rache der politischen US-Eliten ausgesetzt.
Während die US-Regierung von Joseph Biden erneut die Sanktionen gegen das Land verschärft, wittern die reaktionärsten US-Kräfte die Stunde zum Umsturz in Kuba endlich gekommen. »Jetzt ist die Zeit zum Handeln!« ruft die »American Conservative Union« derzeit ihre Anhänger auf. Die Steigbügelhalter für Donald Trumps Präsidentenamt und unvermindert besten Freunde des ultrakonservativen Trumpismus wollen sich Dienstag mittag (Ortszeit) auf einer Kundgebung vor dem US-Kapitol in der Hauptstadt versammeln. Gemeinsam mit antikubanischen Frontorganisationen wie »Bienvenidos US«, der »Republican National Hispanic Assembly« (RNHA), den »Tea Party Patriots« und mit Floridas rechtem Senator und Waffenlobbyisten Marco Rubio als Hauptredner wollen sie »weitere Maßnahmen der Biden-Regierung gegen die kommunistische Diktatur in Kuba« fordern.
»Jenen, die weiterhin über Kuba lügen, sagen wir, genießt eure ›Freiheit‹ und eure Ignoranz«, so die Antwort von SfS, »und wir werden es genießen, unserer freien Schwester Assata verspätete, aber sehr herzliche Geburtstagswünsche zu übermitteln.«
Jürgen Heiser