Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 4 vom 6. Januar 2020: Bitte HIER klicken![1]
Näher am heißen Krieg
Der schockierende Mord an dem iranischen General Kassem Soleimani und an vermutlich sieben weiteren Menschen durch einen US-Drohnenangriff nahe dem Flughafen von Bagdad in der Nacht vom 2. zum 3. Januar 2020 bringt die Region einen Schritt näher an einen heißen Krieg. General Soleimani, der seine militärische Laufbahn als Soldat während des katastrophalen achtjährigen iranisch-irakischen Krieges begann, war für die schiitischen Glaubensgemeinschaften im Iran und Irak ein Held. Er wurde als genialer Stratege angesehen und war zum Kopf des bewaffneten Arms der Ajatollahs aufgestiegen, die im Iran die politische Macht innehaben. Der Mord an General Soleimani hat in beiden Ländern starke Proteste ausgelöst. Wegen historischer Schlachten, die Soleimani befehligte, genoss der General so hohes Ansehen, dass er »lebender Märtyrer« genannt wurde.
Die Islamische Republik Iran konnte ihren Einfluss in diesem Teil der Welt ausweiten, weil die vom damaligen US-Präsidenten George W. Bush regierten Vereinigten Staaten von Amerika 2003 in den Irak einmarschierten und damit den größten außenpolitischen Fehler in der US-Geschichte begingen. Die US-Regierung stürzte den irakischen Präsidenten Saddam Hussein (1937–2006) und seine Baath-Partei-Regierung und erzeugte damit ein Machtvakuum, das von den politischen Eliten der schiitischen Mehrheit des Landes gefüllt wurde. Auch die iranische Regierung stieß in dieses Vakuum, weshalb die USA selbst für den unermesslichen Machtzuwachs der Islamischen Republik Iran verantwortlich sind.
Eins ist nun sicher: Der völkerrechtswidrige Meuchelmord an General Soleimani durch US-Spezialkräfte unter dem Befehl von US-Präsident Donald Trump ist nicht »das Ende«, wie er behauptet, sondern der Anfang einer Entwicklung, deren dramatische Folgen jetzt noch nicht abzusehen sind.
Übersetzung: Jürgen Heiser