Kolumne 972 vom 26.08.2019: Angst vor der neuen Welt

26.08.19 (von maj) Mit seiner rassistischen Hetze kämpft Trump einen Kampf, den er nicht gewinnen wird

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 197 vom 26. August 2019: Bitte HIER klicken![1]

Angst vor der neuen Welt
Auf Wahlkampfveranstaltungen greift US-Präsident Donald Trump seit Wochen junge Parlamentarierinnen der Demokratischen Partei an, weil sie es wagen, seine Politik zu kritisieren. Trump forderte die vier Frauen mehrfach auf, in ihre vermeintlichen Heimatländer zurückzugehen, wenn es ihnen in den USA nicht gefalle. Doch Trumps Problem ist, dass alle vier Staatsbürgerinnen der USA sind: Alexandria Ocasio-Cortez’ Familie stammt aus Puerto Rico, sie selbst wurde in New York City geboren. Rashida Tlaibs Eltern sind aus Palästina eingewandert, sie kam in Detroit zur Welt. Die Afroamerikanerin Ayanna Pressley wurde in Chicago geboren. Und Ilhan Omar ist gebürtige Somalierin, wurde aber schon als Teenagerin in den Vereinigten Staaten eingebürgert.

Mit Beleidigungen gegen diese Frauen stachelt Trump seine Anhängerschaft zu Hasstiraden an. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Greenville, North Carolina, skandierten Trumps Anhänger während einer seiner Attacken auf die Frauen: »Schickt sie zurück!« Trump hatte bei seinem Auftritt behauptet, die vier Frauen würden den »Aufstieg der militanten Linken« begünstigen und die USA »nicht lieben«.

Mit seinen rassistischen Angriffen auf die Politikerinnen sorgte Trump für große Empörung. Doch auch wenn der US-Präsident am Rednerpult in gespieltem Zorn auf den Boden stampft und so tut, als müsse er das angeblich unrechte Handeln dieser Frauen öffentlich entlarven, kämpft er lediglich wie Don Quijote gegen Windmühlenflügel. Er zieht damit in Schlachten, die er niemals gewinnen kann.

In Wahrheit bekämpft er die Zukunft, für die diese jungen Frauen stehen, und versucht vergeblich, die tote Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. In den Medien tauchte die brisante Frage auf: »Ist der Präsident ein Rassist?« Natürlich wurde sie zumeist von weißen Journalisten aufgeworfen. Sie taten dies jedoch wider besseres Wissen, denn schaut man sich Donald Trumps Lebensgeschichte an, dann liegt die Antwort auf der Hand, und es drängt sich die ironische Gegenfrage auf: Ist der Papst katholisch?

Unter den Journalistinnen oder Journalisten stellten kaum Schwarze Fragen nach Trumps Geisteshaltung, denn von ihnen zweifelt niemand an Trumps abgrundtiefer Antipathie. Außerdem ist völlig klar, dass Trump mit seinen Attacken das Ziel verfolgt, mit Blick auf die Präsidentschaftswahl 2020 seine reaktionäre weiße Wählerschaft zu mobilisieren. Ihn schert es nicht, dass die Nation dabei in einem künstlich hochgekochten Konflikt versinkt, einem chaotischen Gebräu aus fehlgeleiteter Wut, wie sie seit Generationen von gemeingefährlichen Demagogen dazu benutzt wird, die Angst der weißen Bevölkerung vor dem dunklen »Anderen« für ihre Zwecke auszubeuten.

US-Präsident Donald Trump gehört einer anderen Generation an, die gegen ihre massive Verwirrung durch die Moderne ankämpft. Aber wie sehr Trump und seine Generation sich auch anstrengen mögen, die Zukunft gehört der Jugend und nicht den Alten. So beobachten wir in quälender Zeitlupe den Untergang der »Trump-Generation«. Ja, sie speit noch verzweifelt ihren Hass aus, aber dahinter zeigt sich der schwache Schimmer der Wahrheit, dass diese alten weißen Männer einfach sauer sind auf die heutige Welt und Schiss haben vor der neuen, die kommen wird.

Übersetzung: Jürgen Heiser


Links im Artikel: 1
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/361490.angst-vor-der-neuen-welt.html

Ausdruck von: http://freedom-now.de/news/artikel1732.html
Stand: 23.11.2024 um 15:20:42 Uhr