Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 146 vom 1. Juli 2019: Bitte HIER klicken![1]
Ein Sieg für die Bewegung
Die Nachricht kam wie ein heller Lichtstrahl in dunkler Nacht. Das »Abolitionist Law Center« (Pittsburgh) und das »People’s Law Office« (Chicago) verbreiteten am 21. Juni 2019 eine Presseerklärung, in der es hieß, beide Anwaltskanzleien seien »stolz darauf bekanntzugeben, dass Eddie Africa von den ›Move 9‹ nach mehr als 40 Jahren aus der Haft entlassen worden ist. Heute morgen konnte Eddie Africa das Staatsgefängnis Phoenix verlassen, nachdem er zuvor aus dem Staatsgefängnis Mahanoy dorthin verlegt worden war. In Mahanoy hatte er den größten Teil seiner Haftjahre verbracht. Sein Kampf für seine Entlassung auf Bewährung dauerte schon seit zehn Jahren an«.
Eddie Africa gehört der Move-Organisation an und war einer der Überlebenden des Überfalls der Polizei auf das Gemeinschaftshaus von Move im Stadtteil West Philadelphia am 8. August 1978. Weil ein Polizist während der Razzia zu Tode gekommen war, wurden die »Move 9« alle zu einer Strafe von 30 bis 100 Jahren Gefängnis verurteilt, obwohl es keine Beweise gab, dass sie etwas mit dem Tod des Polizisten zu tun hatten.
Wenn du Eddie Africa heißt, sind 40 Jahre nicht gleichbedeutend mit der Zeitspanne von vier Jahrzehnten. Der Grund dafür liegt darin, dass die Männer und Frauen von Move permanent den wütenden Angriffen staatlicher Behörden ausgesetzt waren. Eddie und die anderen acht Verurteilten der »Move 9« waren einer Grausamkeit ausgesetzt, wie sie selbst viele ihrer Mitgefangenen nie durchleben mussten.
In Handschellen gelegt und völlig wehrlos wurde Eddie von Wärtern verprügelt, und es wurde mindestens ein Versuch unternommen, ihn zu kastrieren. In einer anderen Situation wurde er so heftig attackiert, dass er einen Riss in der Bauchdecke erlitt. Glücklicherweise hat er diese erschreckenden Akte von Folter und Gewalt überlebt. Sein Widerstandsgeist konnte nie gebrochen werden. Es darf nicht vergessen werden, dass er über 40 Jahre hinter Gittern saß, obwohl weder ihm noch den anderen Move-Mitgliedern im Zusammenhang mit dem Polizeiüberfall vom 8. August 1978 auch nur eine einzige Straftat nachgewiesen wurde.
Eddie Africa war unter seinen Mitgefangenen gerade wegen seiner positiven Grundeinstellung und wegen seines ausgefallenen Sinns für Humor beliebt. Jetzt ist er endlich wieder bei seiner liebevollen Familie, was seine Anwälte eindrucksvoll schildern: »Eddie ist das fünfte Mitglied der ›Move 9‹, das auf Bewährung freigelassen wurde. (…) Wie Debbie, Janet, Janine und Mike Africa, die kürzlich freigelassen worden waren, kann Eddie nun zum ersten Mal seit Jahrzehnten seine Lieben wieder außerhalb der Gefängnismauern in den Armen halten. Eddie war bereits Vater, als er verhaftet wurde, er hat vier erwachsene Kinder und mehrere Enkelkinder. Er konnte enge Beziehungen zu ihnen pflegen. Seine Enkel konnten ihn heute nun zum ersten Mal außerhalb von Gefängnismauern umarmen.«
Brad Thompson vom People's Law Office sagte dazu: »Eddies Freilassung ist ein Sieg für ihn, seine Familie und die Bewegung, die für seine Freiheit gekämpft hat. Sie schrieben gemeinsam das neueste Kapitel im jahrzehntelangen Kampf um die Freilassung der ›Move 9‹, das nun noch mit dem Kampf um die Freilassung von Delbert und Chuck Africa fortgeschrieben werden muss. Beide haben dieses Jahr Anhörungen vor der Bewährungskommission.«
Übersetzung: Jürgen Heiser