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Heimspiel für Trump
Mit Spannung wurde am vergangenen Samstag nachmittag (Ortszeit) die Rede von US-Präsident Donald Trump auf der jährlich Ende Februar stattfindenden Conservative Political Action Conference (CPAC) erwartet. Der dreitägigen Konferenz in National Harbor, Maryland, war eine Woche vorausgegangen, in der Trumps Gipfel mit dem Staatschef der DVRK, Kim Jong Un, in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi am statischen Festhalten der US-Delegation an den Sanktionen gegen Pjöngjang gescheitert war, während der Präsident gleichzeitig von seinem Exanwalt Michael Cohen bei einer Anhörung im US-Kongress als »Rassist, Hochstapler und Betrüger« vorgeführt wurde.
Doch keine Spur davon, als Trump am Samstag die Bühne der konservativen Aktionskonferenz betrat. Er beklatschte sich selbst zu den Klängen der patriotischen Hymne »God Bless the USA – I'm Proud to be an American«. Mit gespielter Rührung umarmte er eine hinter dem Rednerpult stehende US-Nationalflagge. Minutenlang skandierte die Menge »Trump!« und »U-S-A«, als sei der Startschuss zum Präsidentschaftswahlkampf 2020 bereits gefallen.
Laut der obligatorisch während der CPAC durchgeführten Umfrage unter den 900 Konferenzteilnehmern wäre Trump auch 2020 für mehr als 80 Prozent von ihnen der klare Favorit. So berichtete jedenfalls die Washington Times, die in Kooperation mit dem Hauptveranstalter der CPAC, der American Conservative Union (ACU), die versammelten Ultrakonservativen der Republikanischen Partei und die als salonfähig betrachteten Neofaschisten des Landes befragte.
In seiner mehr als zweistündigen Rede vermittelte Trump nicht nur die Ereignisse der vergangenen Woche, sondern insgesamt von den letzten beiden Jahren seiner Amtszeit als großen Triumph und ließ sich von seinen Fans als Held ihrer »konservativen Revolution« feiern. Er lobte Matthew Schlapp, den Vorsitzenden der ACU, für seinen »großartigen Job« und erinnerte daran, dass es die CPAC 2011 war, auf der er »seine erste politische Rede gehalten« habe. Seitdem hätten ACU und CPCA ihm und seinem Motto »Make America Great Again« den Weg ins Weiße Haus geebnet. Und er prophezeite begleitet vom stärksten Applaus des Nachmittags, dass sich »diese Geschichte«, nämlich der Sieg über die Demokraten wie im Jahr 2016, »im Präsidentschaftswahlkampf 2020 wiederholen« werde.
Das ekstatische Publikum verhalf Trump genauso wie Vizepräsident Michael Pence in seiner schon zuvor gehaltenen Rede dazu, sich als »Retter« zu präsentieren, die einzig in der Lage wären, »den amerikanischen Wähler« vor der »gescheiterten herrschenden Klasse« der Demokraten und dem »unterdrückerischen Sozialismus« zu bewahren. Trump genoss die jubelnde Zustimmung, als er gegen die »sozialistische Übernahme der Gesundheitsfürsorge« durch »Obamacare« wetterte. Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels geißelte er als »radikales Programm«, das für die Bürger »kolossale Steuererhöhungen« bedeute und die »US-Wirtschaft komplett zerstören« werde. Auch bei Fragen wie Einwanderung oder Abtreibung hätten die Demokraten »vollständig den amerikanischen Mainstream« verlassen.
»Amerika wird niemals ein sozialistisches Land sein«, sagte Trump mit Blick auf die Zukunft der USA. »Wir glauben an den amerikanischen Traum, nicht an den sozialistischen Albtraum«, rief er unter dem donnernden Beifall des Publikums in den Saal und brachte damit das Credo der Konferenz und das seiner kommenden Wahlkampagne auf den Punkt.
Jürgen Heiser