Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 275 vom 26. November 2018: Bitte HIER klicken![1]
Die Maske ist gefallen
Wenn der Tag kommt, an dem US-Präsident Donald Trump endlich von der Bühne der Geschichte abtritt, dann wird die »Trump-Ära« weder einfach zu Ende gehen noch werden ihre Protagonisten freiwillig weichen. Nein, sie werden nicht lockerlassen und damit fortfahren, eine Atmosphäre der Angst und quälender Paranoia zu verbreiten.
Weit über diese Ära hinaus wird eine bösartige und niederträchtige Feindseligkeit das gesellschaftliche Leben und die internationalen Beziehungen bestimmen. Trumps Erbe wird ein übler Gestank aus Zorn, Hass und Bitterkeit sein, der sich noch lange im Unterbewusstsein der Nation sowie im kollektiven Gedächtnis der Welt halten wird. Trumps Vermächtnis wird Teil des unwürdigen Erbes des US-amerikanischen Imperiums sein.
Die Vereinigten Staaten von Amerika gefielen sich fast ein Jahrhundert lang in der Rolle des angeblichen »Beschützers der Schwachen« und »Wohltäters der Unterdrückten« dieser Welt. Aber in dieser längst vergangenen Zeit war die Welt noch bipolar. Durch den Niedergang der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken wurde sie unipolar – das US-Imperium blieb als einzige Supermacht der Welt übrig.
Ohne durch eine ebenbürtige Macht in ihre Schranken gewiesen zu werden, ließen die USA ihre Maske fallen. Dahinter kam das wahre Gesicht eines bissigen Köters zum Vorschein, der gegenüber den Ländern der dritten Welt bedrohlich knurrend die Zähne fletschte, um sie auf der dunklen Seite der Geschichte zu halten. Und der sich nun feindlich gegenüber seinen europäischen Vorfahren zeigte und die um ihre Unabhängigkeit ringenden Länder Lateinamerikas arrogant zurückwies.
Die USA konnten sich all das herausnehmen, weil ein mächtiges Imperium eben keine Verbündeten oder Freunde kennt. Es kennt nur Untertanen und Satrapen. Denn Imperien sind nichts anderes als Maschinen politischer und militärischer Dominanz und wirtschaftlicher Ausbeutung. Alles, was sie zur Rechtfertigung ihrer Existenz vorweisen können, ist ihre unangefochtene Macht.
Aus heutiger Sicht ist es völlig unerheblich, ob Trump wiedergewählt wird und die acht Jahre der ihm maximal möglichen beiden Amtszeiten vollenden kann oder ob er nur noch die nächsten acht Monate übersteht. Die Würfel sind so oder so gefallen. Das Imperium hat der Welt seine absolute Geringschätzung ins Gesicht gespuckt, und die internationalen Beziehungen haben unwiederruflich Schaden genommen.
Übersetzung: Jürgen Heiser