Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 109 vom 14. Mai 2018: Bitte HIER klicken![1]
»Gott ist schwarz«
James Hal Cone war ein Mann von kleiner Statur. Aber er war ein großer Theologe und Gelehrter. Inmitten der Aufbruchstimmung der schwarzen Emanzipationsbewegung der 60er Jahre veröffentlichte er in New York sein wegweisendes Werk »Black Theology and Black Power« und schockierte die Welt mit seiner Aussage: »Gott ist schwarz«. Cone war nicht der erste, der diese These vertrat. Bereits 1944 verfasste der afroamerikanische Anthropologe und Bürgerrechtler Arthur Huff Fauset sein Buch »Black Gods of the Metropolis – Negro Religious Cults of the Urban North«, in dem er detailliert die religiösen Bewegungen der Schwarzen in den Ghettos des Nordens der USA beschrieb und eine ähnliche Haltung dazu einnahm wie Cone.
Seit der Veröffentlichung seines ersten Buches und bis in die Gegenwart hinein übte Cone mit seiner Arbeit großen Einfluss aus. Sein Schaffen wurde innerhalb und außerhalb der Gemeinde der afroamerikanischen Theologen sowohl geschätzt als auch kritisiert. Seit 1977 war er ununterbrochen als Professor für Systematische Theologie an der 1836 gegründeten, unabhängigen Hochschule »Union Theological Seminary« in New York City tätig. In seinem 1970 erstveröffentlichten und 1986 erneut aufgelegten Werk »A Black Theology of Liberation« schrieb der unter dem Eindruck der revolutionären Aufklärung der schwarzen Freiheits- und Bürgerrechtsbewegung erleuchtete Cone: »Gott ist schwarz. (…) In der schwarzen Theologie ist kein Platz für einen farblosen Gott, wenn es um den Gott einer Gesellschaft geht, in der Menschen gerade wegen ihrer Hautfarbe großes Leid erfahren. Zu sagen, Gott sei schwarz, bedeutet, dass dieser Gott die Lebensbedingungen der Unterdrückten zu seinen eigenen macht.«
Im gesamten Norden Amerikas trugen Cones Ideen in den christlichen Gemeinden vor allem unter schwarzen Nationalisten Früchte, für die sich das Göttliche im Wirken der schwarzen Freiheitsbewegung zeigte. In Cones Person paarten sich Kühnheit und Genialität. Sein Werk war Befreiung und Offenbarung zugleich. 1991 veröffentlichte er das Buch »Martin & Malcolm & America: A Dream or a Nightmare?«, in dem er sich mit den jeweiligen Ideen von Martin L. King Jr. und Malcolm X auseinandersetzte und zeigte, wie die beiden geistlichen Führer die Realität in den Vereinigten Staaten verändert hatten. Cone schrieb: »Zorn und Humor sind wie der linke und der rechte Arm eines Menschen. Sie ergänzen sich. Der Zorn befähigt die Armen, ihren kompromisslosen Widerstand gegen die Unterdrückung zum Ausdruck zu bringen, und der Humor verhindert, dass ihre Wut sie verzehrt.«
James Cone, geboren am 5. August 1936 in Fordyce, Arkansas, ist nach einer glanzvollen Laufbahn als schwarzer Gelehrter Ende April 2018 zu seinen Ahnen heimgekehrt.
Übersetzung: Jürgen Heiser