Kolumne 904 vom 16.04.2018: Lebenslang eine Revolutionärin

16.04.18 (von maj) Winnie Madikizela Mandela (1936–2018) kämpfte bis zu ihrem Tod für eine bessere Welt. Für die Armen und Ausgebeuteten war sie deswegen eine Heldin

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 87 vom 16. April 2018: Bitte HIER klicken![1]

Lebenslang eine Revolutionärin
Sie wurde 1936 als Nomzamo Winifred Zanyiwe Madikizela geboren, aber die Weltöffentlichkeit lernte diese anmutige Südafrikanerin als Winnie Mandela kennen, Ehefrau von Nelson Mandela, dem Anführer der antikolonialen Befreiungsorganisation African National Congress (ANC).

Beider Leben und ihr gemeinsamer Kampf für Freiheit, Menschenwürde und die Befreiung von der rassistischen Niedertracht der Apartheid währten fast das gesamte 20. Jahrhundert. Nelson war als politischer Gefangener des Apartheidregimes fast drei Jahrzehnte eingesperrt und musste viele Jahre lang auf der Gefängnisinsel Robben Island unter der gleißenden Sonne Südafrikas Steine brechen. Währenddessen ging Winnie, die als erste schwarze Südafrikanerin ein Studium der Sozialarbeit absolviert hatte, unter totaler Überwachung durch den weißen Sicherheitsstaat ihrer Arbeit nach und zog ihre Kinder groß.

Als Winnie Mandela noch kaum bekannt war, litt sie nicht nur unter der Trennung von ihrem Mann, sondern auch darunter, dass das Apartheidregime sie in entlegene Landesteile verbannte. Zusätzlich wurde ihr das Leben durch die Zensur erschwert, die ihr jede öffentliche Äußerung und das Zitieren der Worte ihres Mannes verbot.

Winnie war ihr Leben lang eine rebellische Kämpferin, die sich über solche Verbote hinwegsetzte. Voller Stolz zitierte sie Nelsons politische Aussagen und wurde dafür immer wieder selbst eingesperrt. Schließlich wurde sie nach Bloemfontein verbannt, einem Bezirk, in dem nur Weiße lebten. Die einzigen Schwarzen, die sie dort zu sehen bekam, waren Diener oder Köchinnen der weißen Familien. Es gab keinen Moment in ihrem Leben, in dem Winnie sich nicht der rassistischen Minderheitsregierung der Weißen widersetzte. Das Verbot des ANC und seiner Symbole unterlief sie, indem sie Kopfbedeckungen in den Farben des ANC trug.

Als Nelson endlich seine Freiheit wiedergewonnen hatte und ihre Ehe einige Zeit später scheiterte, blieb Winnie weiterhin präsent im gesellschaftlichen Leben der Südafrikanischen Republik und wurde geliebt von den Armen und Besitzlosen der Nation. Denn sie alle wussten im Grunde ihres Herzens, dass ihr Kampf auch Winnies Kampf war.

In ihrem Buch »Ein Stück meiner Seele ging mit ihm« schrieb Winnie Mandela, sie habe vor langer Zeit aufgehört, als Individuum zu existieren. »Die Deals, die politischen Ziele, für die ich stehe, das sind die Ideale und Ziele der Menschen in diesem Land. Sie können ihre eigenen Ideale nicht einfach vergessen. Mein privates Selbst existiert nicht. Was immer sie mir antun, sie tun es den Menschen dieses Landes an.«

Als Nelson Mandela im Dezember 2013 zur letzten Ruhe gebettet wurde und seine dritte Ehefrau Graça Machel Mandela gramgebeugt um ihn trauerte, nahm seine zweite Frau, Winnie, sie tröstend in den Arm und küsste sie. Nomzamo Winnie Madikizela-Mandela, Zeit ihres Lebens Revolutionärin, zeigte Größe bis zum Ende.

Amandla! Awethu! – Die Macht! Dem Volke!

Übersetzung: Jürgen Heiser


Links im Artikel: 1
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/330842.lebenslang-eine-revolution%c3%a4rin.html

Ausdruck von: http://freedom-now.de/news/artikel1614.html
Stand: 23.11.2024 um 14:24:58 Uhr