Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 72 vom 26. März 2018: Bitte HIER klicken![1]
Trumps Neofaschismus
Es lohnt sich, einen Blick hinter die Kulissen der »Trump-Show« zu werfen. Die meisten Nachrichten und Kommentare über das aktuelle Geschehen im Weißen Haus kommen mit einem Gestus der Lässigkeit oder Herablassung daher. In der Öffentlichkeit wird ein Bild von US-Präsident Donald Trump projiziert, das ihn als Stümper oder als schlecht informierte Witzfigur darstellt, die man nicht wirklich ernst nehmen muss. Im besten Fall werden Berichte über Trumps Heldentaten und Tweets dem Medienpublikum als eine Art komische Einlage dargeboten, um die Spannung abzubauen. Die Leute lachen darüber, schlagen die Hände über dem Kopf zusammen – und gehen zur Tagesordnung über.
Allerdings ist das alles überhaupt nicht witzig! Die meisten Tageszeitungen drucken auch Comics ab, während sie gleichzeitig eine ernste Berichterstattung betreiben. Trump und die Kräfte, die er entfesselt hat, sind nichts, über das man sich lustig machen sollte. Man muss sich vor Augen führen, was praktisch nicht durch die Medienberichterstattung abgedeckt ist in diesen scheinbar so lockeren und heiteren Zeiten. Trump hat die Richterschaft des Landes in seiner kurzen Amtszeit beleidigt und beschimpft wie keiner seiner Vorgänger im Präsidentenamt. Sein Verhalten wird die Situation in den Gerichten auf Generationen hinaus verändern.
Linke Wissenschaftler, die sich in ihren Analysen mit der gegenwärtigen Regierung auseinandersetzen, erklären, wie sich unter dem falsch verwendeten Begriff des »Populismus« eine Art Neofaschismus entwickelt, der in der Tat beängstigend ist, weil er uns die Etablierung eines Trumpschen Autoritarismus ankündigt.
In seinem Buch »Trump in the White House: Tragedy and Farce« weist der Journalist und Soziologe John Bellamy Foster, Herausgeber des marxistischen US-Magazins Monthly Review, den von den Mainstreammedien gern benutzten Begriff »Populismus« zurück und erklärt, wofür Trump stehe, habe überhaupt nichts mit damit zu tun. Für Foster ist der Trumpismus in Wahrheit eine Form des Neofaschismus. Er weise Elemente seiner europäischen Vorläufer des 20. Jahrhunderts auf, des italienischen Faschismus und des deutschen Nazismus, die sich ebenfalls ideologisch als »Nationalismus« maskiert hatten.
Foster zitiert den italienischen Philosophen Julius Evola (1898–1974), der extremer Fremdenfeindlichkeit, krasser Verherrlichung von Führern und der Komplizenschaft von Regierungen und Unternehmen das Wort redete und mehr intellektuelles Gewicht verlieh, was für den Aufstieg des »Duce«, Benito Mussolini, kennzeichnend war. Foster hebt hervor, wie ungemein wichtig es für die Machtentfaltung der Faschisten war, Unterstützung unter Intellektuellen zu finden.
Der Trumpismus ist deshalb alles andere als ein Witz, er ist eine Form der Politik mit einer langen und verhängnisvollen Vorgeschichte in Europa. Deswegen müssen wir ihn auch korrekt beim Namen nennen: Neofaschismus.
Übersetzung: Jürgen Heiser