Kolumne 896 vom 19.02.2018: »Good ol’ boys«

19.02.18 (von maj) In Trumps Welt zählen keine Schwarzen, keine Latinos, keine Araber, keine Frauen

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 42 vom 19. Februar 2018: Bitte HIER klicken![1]

»Good ol’ boys«
Als Donald Trump in der vergangenen Woche öffentlich sein Bedauern darüber äußerte, dass einer seiner führenden Mitarbeiter im Weißen Haus von seinem Posten zurücktreten musste, nachdem zwei seiner Exfrauen ihn beschuldigt hatten, sie misshandelt zu haben, brach ein Sturm der Entrüstung über den US-Präsidenten herein. Viele Frauen warfen Trump vor, seinen Angestellten zu verteidigen, statt die häusliche Gewalt zu thematisieren, unter der dessen Exfrauen zu leiden hatten. Trump hatte sich in diesem Zusammenhang zur Kritik an der wachsenden »#Me Too«-Bewegung verstiegen, mit der viele Frauen in den letzten Monaten häusliche Gewalt und sexuelle Übergriffe öffentlich gemacht und im ganzen Land dagegen protestiert hatten. Trump dazu in einem Tweet: »Da wird die Existenz von Leuten durch bloße Behauptungen zerschlagen und zerstört.«

Die einzige Überraschung an dieser Geschichte war, dass überhaupt jemand von Trumps Verhalten überrascht war. Das ist vor allem nach dem Debakel um den republikanischen US-Richter Roy Moore nicht zu verstehen, der im vergangenen Herbst von Trump und anderen Größen der Republikanischen Partei bei seiner Kandidatur für den Senatorensitz des Südstaats Alabama im Kongress weiter gestützt wurde, obwohl er nach öffentlichen Vorwürfen seiner ehemaligen Opfer wegen seines »Lolita-Komplexes«, also seinem besessenen Verlangen nach kleinen Mädchen, in der öffentlichen Kritik stand.

Trumps politisches Programm sieht so aus, dass er die Vereinigten Staaten von Amerika irgendwie wieder in das gesellschaftliche Klima der 1950er Jahre zurückversetzen will. Damals ertrugen »Neger« ihre Unterdrückung schweigend, Frauen waren fügsam, und Latinos aus Mexiko und Puerto Rico wussten noch, wo ihr Platz in der Gesellschaft war. Dieser Fiebertraum einer »Zurück in die Zukunft«-Reality-Show steht im Mittelpunkt der »schönen neuen Trump-Welt«, wie sie sich Autor Aldous Huxley nicht besser hätte ausdenken können. Wer sich, wie Trump, die Welt neu erschafft wie sie ihm gefällt, muss vor allem die Lehren der realen Geschichte ignorieren und sie als Imitation der vermeintlich »guten alten Zeit« neu schreiben.

Es stimmt, das ist verrückt, aber was wir heute erleben, ist kein Sonderfall. Es gab schon andere Zeiten, in denen die Vereinigten Staaten austickten. Nehmen wir zum Beispiel die Raserei der Kriegstreiber nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Es folgte ein Krieg gegen jedermann, der angeblich notwendig war, um die sich ausbreitende Terrorangst wieder in den Griff zu bekommen. Krieg gegen den Irak: abgehakt! Krieg gegen Afghanistan: längst abgehakt! Krieg, um die »besorgte amerikanische Seele« zu beruhigen.

In Trumps Welt zählen Schwarze nicht. Latinos? Zählen nicht! Araber? Zählen nicht! Frauen? Nein, auch die zählen nicht! Nicht mal die weißen Frauen! Ja, es ist die Zeit der »good ol’ boys« vom Schlage der Trump & Co.

Übersetzung: Jürgen Heiser


Links im Artikel: 1
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/327509.good-ol-boys.html?sstr=good%7col%7cboys

Ausdruck von: http://freedom-now.de/news/artikel1597.html
Stand: 29.03.2024 um 00:21:42 Uhr