Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 299 vom27. Dezember 2017: Bitte HIER klicken![1]
Im Polizeigriff
Die Autorin des Buches, das ich hier vorstellen und empfehlen möchte, trägt einen wohlklingenden und für eine junge afroamerikanische Wissenschaftlerin typischen »schwarzen« Namen: Keeanga-Yamahtta Taylor. Das Sachbuch der mit einem Lehrauftrag am Institut für afroamerikanische Studien der Universität in Princeton arbeitenden Autorin und Aktivistin verspricht, seinen Leserinnen und Lesern die Augen zu öffnen und Bewusstsein zu schaffen. Unter dem Titel »From #BlackLivesMatter to Black Liberation« erschien es im vergangenen Jahr bei Haymarket Books in Chicago.
Taylor untersucht darin die Tatsache, dass die Polizeigewalt in den USA und die rassistische Verachtung der Cops gegenüber Schwarzen straflos bleibt. Es geht um genau dieses Verhalten und alle damit zusammenhängenden Vorfälle, die bereits im 20. Jahrhundert Aufstände und Rebellionen auslösten von Watts, dem Schwarzenghetto von Los Angeles in Kalifornien, bis Overtown, einem traditionell von Schwarzen bewohnten Viertel von Miami in Florida.
Die Autorin beschreibt die in den vergangenen Jahren im ganzen Land explosionsartig anwachsende »Black Lives Matter«-Bewegung und einige der mit ihr verbundenen Organisationen. In ihrer Analyse wirft sie vielen afroamerikanischen Politikern völliges Versagen vor, weil sie nicht in der Lage waren, auf das drängendste Problem angemessen zu reagieren, mit dem sich die schwarze Bevölkerung in den Vereinigten Staaten konfrontiert sieht: dem Polizeiterror.
jW-Shop,Lenin, 2. Auflage
Ihre Kritik an den schwarzen Politikern zeigt, dass sie sich mit Ausnahme ihrer Hautfarbe nur unwesentlich unterscheiden von ihren weißen Amtsvorgängern. Vor dem Urteil von Professorin Taylor können viele der sogenannten schwarzen politischen Führer nicht bestehen, weil sie durchgängig die unter der Regierung des früheren US-Präsidenten William »Bill« Clinton (1993–2001) forcierte Politik der Masseninhaftierungen von Schwarzen unterstützten.
Die Arbeit von Keeanga-Yamahtta Taylor ist sorgfältig und redlich erstellt, kritisch in ihren Inhalten und erkenntnisreich für jede und jeden, die oder der das Buch liest. Sie hat damit der Wissenschaft einen großen Dienst erwiesen. Vor einigen Jahren wirbelte die seitdem weltweit bekannte Juraprofessorin Michelle Alexander mit ihrem bemerkenswerten Werk »The New Jim Crow« über den alten und neuen institutionellen Rassismus der USA viel Staub auf. Jetzt erzielt Keeanga-Yamahtta Taylor eine vergleichbare Wirkung mit ihrem Buch über die antirassistische Bewegung »Black Lives Matter« und deren Potential, eine neue schwarze Freiheitsbewegung zu entfachen.
Übersetzung: Jürgen Heiser