Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 141 vom 20. Juni 2016: Bitte HIER klicken![1]
Spiele des Kapitals
In den USA sind die Vorwahlen zu Ende gegangen, in denen die Demokratische und die Republikanische Partei ihre Kandidaten ermitteln. Nun erst beginnt der eigentliche Präsidentschaftswahlkampf – und voilà: Ein Milliardär wird gegen eine Millionärin antreten!
Die Wahlkampfschlacht zwischen Donald Trump und Hillary Clinton ist ein Wettkampf zwischen Gleichgesinnten, denn ganz egal, wer am Ende gewinnt, es gilt der alte Spruch der Glücksspieler: »The house never loses« – »Die Bank verliert nie«.
Im »Manifest der Kommunistischen Partei« von 1848, dem Klassiker der Arbeiterbewegung, teilen uns Karl Marx und Friedrich Engels im ersten Kapitel »Bourgeois und Proletarier« die Erkenntnis mit: »Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.«
Bei ihrem Blick auf die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts analysierten die beiden Männer die politische Klasse als reines Werkzeug der herrschenden Klasse – der Kapitalisten. Wie würden sie heute jemanden wie Donald Trump sehen, den milliardenschweren Politiker? Oder jemanden wie Hillary Clinton, die Multimillionärin? Karl Marx und Friedrich Engels würden sich beide nachdenklich am Kopf kratzen.
Die »Bourgeoisie«? Ein schick klingendes französisches Wort für die Reichen, die kapitalistische Klasse. Diese Klasse hat sich früher die Politiker gekauft – oder zumindest vorübergehend angeheuert –, die sie brauchte, um ihre Interessen durchzusetzen. Das ist nun nicht mehr notwendig. Sie brauchen keinen Mittler mehr, »der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet«. Sie nehmen die Staatsgeschäfte und die Macht nun in die eigenen Hände und handeln im eigenen Namen.
Und wer glaubt, dass ein Milliardär – oder eben eine Millionärin – sich ums Arbeiten oder die Arbeitswelt schert, oder das Volk oder gar die Armen, der glaubt mir sicher auch, wenn ich sage, dass mir eine Brücke drüben in Brooklyn gehört, die ich gerade abzugeben hätte – zu einem Spottpreis natürlich.
Wir haben es jetzt mit einer Wahl zu tun, bei der es völlig egal ist, wer am Ende siegreich daraus hervorgeht – das Kapital wird so oder so der Gewinner sein.
Übersetzung: Jürgen Heiser