Kolumne für Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 102 vom 4. Mai 2015: Bitte HIER klicken![1]
»Unsere Sache ist gerecht!«
Der 8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung. Der Faschismus schien besiegt und der Krieg war beendet. Viele werden eine von tiefster Trauer überschattete Freude gefühlt haben, denn unzählige Kampfgenossen, Weggefährten, Freunde und Angehörige sind im antifaschistischen Kampf und in Gefangenschaft unter unvorstellbaren Grausamkeiten ermordet worden. Trotz alledem haben diese Menschen nicht aufgegeben und hoffnungsvoll ein neues Leben begonnen. Der Schwur von Buchenwald zeugt von dieser großen Kraft: »Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.«
Und genauso weist auch Mumia Abu-Jamals Kampf in diese Zukunft des Friedens und der Freiheit! Er handelt im Sinne des Schwurs von Buchenwald – schon sein ganzes Leben lang. Zu Unrecht verurteilt und eingekerkert seit mehr als 33 Jahren, klagt er die unerträglichen Verhältnisse in den USA und weltweit an. Seine vielschichtigen weitreichenden Analysen der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Widersprüche sind notwendig. Wer die Ursachen und Zusammenhänge von Ausbeutung, Rassismus und Krieg offenlegt, zeigt damit auch, was verändert werden muss. Das ist es, was Mumia auch immer an dieser Stelle, in dieser Kolumne, macht.
Seit 2002 ist Mumia Abu-Jamal Ehrenmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA). »Wir, Überlebende des antifaschistischen Widerstandes, des Holocaust, zu denen ich gehöre, die stets den Tod vor Augen hatten und nur mit viel Glück der Nazihölle entronnen sind, können (Mumias Situation) wohl zuinnerst nachempfinden«, schrieb Peter Gingold, Resistance-Kämpfer und Antifaschist, 2001 im Geleitwort zu Mumias Buch »...aus der Todeszelle«. »In unserem Namen möchte ich diese Gefühle der tiefsten solidarischen Verbundenheit mit Mumia zum Ausdruck bringen. Wenn wir Menschen zur Solidarität mit Mumia Abu-Jamal mobilisieren, alarmieren wir sie gegen den Rassismus. Eine Pflicht, die die jüngste deutsche Geschichte uns diktiert. Wir müssen an der Spitze des internationalen Protestes stehen, gegen die drohende Hinrichtung von Mumia Abu-Jamal! Es gibt wohl kaum ein anderes Volk in der Welt, das wie das deutsche erfahren hat, was Rassismus bedeutet und wohin er führt. Niemals darf in Vergessenheit geraten, wie mit der Herrenrassen-Ideologie eine ganze Nation dazu gebracht wurde, pflichtgemäß als nationalen Auftrag Völkermassen als minderwertig, als nicht lebensberechtigt anzusehen und industriemäßig auszurotten, wie Ungeziefer zu vernichten.« Gingold zitierte in dem Vorwort auch Abu-Jamal selbst mit den Worten »Diese Solidarität bringt mich vom Tode zum Leben« und schlussfolgerte: »Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, niemals! Die weltweite Solidaritätsbewegung hat Mumias Tod immer wieder verhindert. Verstärken wir den Kampf, Mumia zu retten! Schließen wir unsere Kräfte zusammen!«
Seit Ende 2014 leidet unser Ehrenmitglied Mumia Abu-Jamal an einer lebensbedrohlichen Diabetes-Erkrankung, die nicht behandelt wird! Die drohende Ermordung durch unterlassene medizinische Hilfeleistung muss verhindert werden! Wir fordern von den US-amerikanischen Behörden eine sofortige angemessene medizinische Versorgung und Betreuung durch externes Fachpersonal. Seinen Angehörigen, Anwälten und Unterstützern muss ungehinderter Zugang zu Mumia ermöglicht werden. Wir kämpfen gemeinsam mit Mumia und er für uns für die gerechte Sache. Der Unmenschlichkeit, die ihm widerfährt, werden wir Menschlichkeit entgegensetzen. Und diese Menschlichkeit muss heißen: Internationale Solidarität! 8. Mai 2015 – Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus. Freiheit für Mumia Abu-Jamal!
Sebastian Schröder ist Mitglied der VVN-BdA Wuppertal