Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 51 vom 2. März 2015: Bitte HIER klicken![1]
Frauen und Freiheit
Mit dem Blick zurück auf den »Black History Month« Februar und mit dem Blick nach vorn auf den Internationalen Frauentag seien an dieser Stelle alle bekannten und unbekannten afroamerikanischen Frauen geehrt, die für die Befreiung der Schwarzen gekämpft haben. Sie engagierten sich nicht nur als Aktivistinnen, sondern auch an führender Stelle in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung und in der schwarzen Befreiungsbewegung. Kathleen Cleaver war Mitglied des Zentralkomitees der »Black Panther Party« und sprach aus eigener Kenntnis, als sie schrieb: »Der in den 1950er Jahren im Süden der USA geführte Kampf zur Beendigung der Rassentrennung, der ein Kampf zur Durchsetzung der Menschenrechte war, zur Stärkung der schwarzen Gemeinden und für kollektive Anstrengungen zur Verwirklichung demokratischer Verhältnisse, war seinem Wesen nach eine Frauenbewegung. Frauen stellten bei der Busboykottkampagne gegen die Diskriminierung von Schwarzen im öffentlichen Nahverkehr oder den Kampagnen für die Registrierung schwarzer Wählerinnen und Wähler die überwältigende Mehrheit. Ebenso in Organisationen wie dem »Student Nonviolant Coordinating Committee«, der »Black Panther Party«, den »Deacons for Defense and Justice« und der »Republic of New Africa«. Im Kampf für die Freiheit standen Frauen immer an vorderster Front.
Im späten 20. Jahrhundert waren es vor allem schreibende schwarze Frauen, die mit Romanen auf sich aufmerksam machten, in denen sie Sexismus, häusliche Gewalt und ganz allgemein die Unterdrückung von Frauen zum öffentlichen Thema machten. Ihre Bücher wurden millionenfach verkauft und mit Hunderten von Preisen ausgezeichnet. Von noch größerer Bedeutung ist jedoch, dass sie durch das Wiedergeben der Erfahrungen von Frauen die Palette afroamerikanischer Literatur immens erweiterten.
Schriftstellerinnen wie Tony Cade Bambara (1939–1995), Rita Dove (geb. 1952), Audre Lorde (1934–1992), Toni Morrison (geb. 1931), Gloria Naylor (geb. 1950), Ntozake Shange (geb. 1948) und Alice Walker (geb. 1944) haben einen grundlegenden Wandel des Schreibens von Schwarzen in den USA bewirkt. Ihre Werke wurden zu lebendigen Flüssen, die weltweit die Meere der Literatur nährten. Alice Walker hat mit ihrem Werk die interdisziplinären Genderstudien beeinflusst, wie sich an ihrer Prägung des Begriffs »Womanist« in ihrem 1983 veröffentlichten Buch »In Search of Our Mothers’ Garden: Womanist Prose« zeigte, mit dem sie im Unterschied zum Begriff »Feminist« die besonderen Erfahrungen schwarzer Frauen herausstellen wollte.
Toni Morrison ist praktisch mit allen Preisen, die es für Schriftstellerinnen gibt, ausgezeichnet worden, vor allem für ihr 1987 veröffentlichtes Meisterwerk »Beloved« (deutsch 1989 als »Menschenkind«), einem vielschichtigen und zugleich wunderschön herausgearbeiteten Opus, in dem sie eindringlich die düstersten Tage schwarzer Geschichte beschreibt – die Sklaverei. Es waren diese schwarzen Frauen, die durch ihre Erzählungen und Romane einen neuen Blick auf die afroamerikanische Geschichte möglich machten.
Übersetzung: Jürgen Heiser