Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 9 vom 12. Januar 2015: Bitte HIER klicken![1]
Das Gesetz des Krieges
Es ist jetzt über ein Jahrzehnt her, dass die USA anfingen, mit ihrem »Kreuzzug gegen die Mächte des Bösen« gen Osten zu ziehen. »Erfolgreich« waren sie nur insofern, dass sie dabei ein Desaster nach dem anderen verursachten und sich unzählige neue Feinde in aller Welt schufen. US-Regierungen haben unentwegt Diktaturen in der arabischen Welt gestützt, die der organisierten Kriminalität der Mafia zur Ehre gereicht hätten und die mit Repression und Folter und dem gottgegebenen Recht der Könige über ihre Länder herrschten. Dabei säuselten die USA immer etwas von »Demokratie« und »Gerechtigkeit« – Worte, die jedoch gegenstandslos wurden, sobald die von ihnen auserwählten Verbündeten brutal über ihre eigenen Völker herfielen und sie wie äußere Feinde bekämpften.
Die israelische Armee wurde hochgerüstet und gegen die Palästinenser in Marsch gesetzt, um sie dann mittels sogenannter Friedensverhandlungen zu unterwerfen. Eine perfide Strategie, die selbst dem verräterischen Vichy-Regime in Frankreich (1940–1944, jW) noch die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Und während die USA über eine Billion US-Dollar dafür ausgaben, die Schar ihrer einheimischen Verbündeten in den jeweiligen Ländern auf ihre Politik einzuschwören, brodelt es an der sozialen Basis wie heiße Lava in einem Vulkankrater, und wütende gesellschaftliche Kräfte wenden sich mit Verachtung und Hass gegen ihre Herrscher.
Weder im Nahen Osten noch in den USA steht es zum besten, weil die Kronen des Neokolonialismus nur locker auf den Häuptern der US-Vasallen sitzen. Dafür wurden Milliarden und Abermilliarden US-Dollar vergeudet, mussten Tausende Soldaten sterben, deren Leben ebenfalls vergeudet wurden, und am Ende erloschen auch die Hoffnungen der Menschen in den überfallenen und besetzten Ländern, es werde sich wirklich etwas zum Besseren ändern.
Kriege haben die Eigenart, sich auf eine völlig unerwartete Weise gegen die Länder zu wenden, von denen sie ausgingen. Genau das haben wir jetzt in Frankreich gesehen, und möglicherweise werden wir Vergleichbares demnächst auch in den USA erleben.
Übersetzung: Jürgen Heiser