junge Welt Nr. 195 – 23./24. August 2014 / Von Jürgen Heiser
Im Stadtteil South Dallas der texanischen Metropole haben am Mittwoch bewaffnete Mitglieder des »Huey P. Newton Gun Club« (HNGC) gegen die Erschießung des afroamerikanischen Jugendlichen Michael Brown in Ferguson, Missouri, demonstriert. Aufmärsche bewaffneter Bürger sind in Dallas keine Seltenheit. Bislang wurden diese »Open Carry«-Demonstrationen allerdings nur von weißen Bürgern organisiert, die damit für das verfassungsmäßige Recht eintraten, überall in den USA registrierte Waffen in der Öffentlichkeit tragen zu dürfen. Dieses vom zweiten Zusatzartikel der US-Verfassung garantierte Recht ist Gesetz in 44 von 50 US-Bundesstaaten (jW berichtete). Die Stadtverwaltung genehmigte ausnahmslos alle von den Waffenlobbyisten der Bürgerinitiative »Open Carry Texas« angemeldeten Veranstaltungen.
»Blacks in arms« waren allerdings neu für Dallas. Schwarze in Waffen waren seit der Zeit der 1960/70er Jahre in US-Großstädten nicht mehr aufgetreten. Damals war es die von Huey P. Newton und Bobby Seale gegründete »Black Panther Party for Selfdefense«, deren Mitglieder in Kalifornien schwarzgekleidet und teilweise bewaffnet in schwarzen Wohnvierteln Streife liefen. Sie verfolgten damit die Absicht, den auch damals verbreiteten Übergriffen und Todesschüssen der weißen Polizei mit einer selbstorganisierten Bürgerkontrolle Einhalt zu gebieten. Tatsächlich gingen in den Gegenden, in denen die Polizei ständig von Panther-Streifen überwacht wurde, die Gewalttaten gegen Schwarze zurück.
Mitglieder der »New Black Panther Party« von Dallas gründeten schon vor einiger Zeit nach dem Vorbild ihrer weißen Mitbürger ihren eigenen Schützenverein und benannten ihn nach einem der beiden Gründer der historischen »Black Panther Party« (BPP). Anläßlich der Ereignisse in Ferguson machten sie nun den Schritt in die Öffentlichkeit. Dazu zogen 30 schwarzgekleidete Frauen und Männer mit Waffen und rotschwarzgrünen Fahnen, den Farben der afroamerikanischen Freiheitsbewegung, durch South Dallas. Sie skandierten »Black Power« und »Gerechtigkeit für Mike Brown!« Unterwegs hielt die Gruppe mehrere Kundgebungen ab, auf denen sich die Redner mit den Protesten in Ferguson solidarisch erklärten. Ohne die Kundgebungen in Ferguson, so sagen sie, wäre Browns Tod wie der vieler anderer Polizeiopfer unter den Teppich gekehrt worden.
Einem Reporter der Dallas News erklärte Charles Goodson die Beweggründe für die symbolische Aktion des HNGC: »Was Mike Brown geschah, ist kein isoliertes Ereignis. Wir haben hier in Dallas selbst viele ›Mike Browns‹.« Auch Clint Allen, Tobias Mackey und Bobby Walker seien von Polizisten erschossen worden. »Wir sind überzeugt, daß Schwarze ein Recht auf Selbstverteidigung und Selbstbestimmung haben«, zitierte CBS News Huey Freeman, der ebenfalls an der Aktion auf dem Martin Luther King jr. Boulevard teilnahm. Wenn der Staat »die Killercops und ihre Korruption« nicht in den Griff bekäme, so Freeman, dann werde es bald überall wie in Ferguson sein. »Wir können selbst am besten für Sicherheit in unseren Vierteln sorgen«, so der Aktivist.
Während der 90minütigen Aktion kam es nicht zu Zwischenfällen. Die Polizei hielt sich im Hintergrund. Einige afroamerikanische Passanten grüßten die Aktivisten mit geballter Faust. Die CBS-Reporterin Robby Owens kommentierte abschließend, den Demonstranten sei es keineswegs darum gegangen, sich für das offene Tragen von Waffen einzusetzen, sondern darum, gegen die Polizeidepartments im ganzen Land zu demonstrieren, die »Krieg gegen die schwarzen Gemeinden führen, die sie eigentlich schützen sollten«.
Link zu einem Bericht mit Video auf der Website von »Americans Against The Tea Party«:
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