Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 81 – 4./5. April 2014
Die Vereinigten Staaten von Amerika haben mehrmals versucht, die demokratisch gewählte Regierung von Venezuela durch einen Putsch zu stürzen, vor allem während der von der Mehrheit der armen Bevölkerung begrüßten Regierungszeit des inzwischen verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez. Zum ersten Putschversuch kam es im April 2002, als von den USA gestützte Kräfte aus Wirtschaft und Militär Chávez aus dem Amt entführten, ihn an unbekanntem Ort festsetzten und versuchten, ein Marionettenregime zu errichten. Innerhalb weniger Tage füllten sich die Straßen von Caracas mit einer lebendigen und sehr aktiven Massenbewegung, die kämpferisch dafür sorgte, daß Chávez wieder in sein Präsidentenamt zurückkehren konnte.
Und nun wird der nächste Staatsstreich vorbereitet. Rechtsgerichtete und von Wirtschaftskreisen unterstützte Kräfte versuchen jetzt, in bestimmten Bevölkerungskreisen Revolten gegen Nicolás Maduro, den Nachfolger von Chávez, anzuzetteln. Es ist nicht schwer zu erraten, wer hinter diesen Kräften steht. Abgeordnete des US-Kongresses der Millionäre nutzen die von der Rechten vorgeschobenen Behauptungen von staatlichen Angriffen auf angeblich »friedliche Proteste« und die »freie Presse« dazu, die Verhängung von Sanktionen gegen die sozialistische Regierung Venezuelas zu provozieren.
Im Gegensatz dazu konnten wir kein vergleichbares Handeln dieses US-Kongresses der Konzerne verzeichnen, als wirklich friedliche Proteste in vielen Städten der USA auf die Straße getragen wurden. Als die Occupy-Bewegung damals gewaltlos gegen die Raffgier der Wirtschaft und die brutale Tyrannei des einen Prozents der Superreichen demonstrierte, entfesselte die Konzernpresse zunächst eine Schlammschlacht gegen sie und besudelte die Kampagne mit Dreck. Und als dann die Medien ihre Kameras abgeschaltet hatten, kesselte die Polizei die Occupy-Aktivisten ein, verprügelte sie und beschlagnahmte oder zerstörte ihre Zelte und ihre persönliche Habe. In vielen Städten, in denen es zu Protesten gekommen war, hatten sich die Bürgermeister mit dem Heimatschutzministerium gegen die eigenen Bürger verschworen, um die Zeltlager der Occupy-Bewegung aus dem Stadtbild entfernen zu können. In einigen Fällen schoß die Polizei sogar auf Demonstranten und verletzte einige von ihnen schwer.
Vom US-Kongreß kam dazu nichts als Schweigen. Und Mitglieder desselben Kongresses greifen nun auf Geheiß einiger mächtiger Anti-Castro-Kubaner die Demokratie in Venezuela an – natürlich wieder im Auftrag des einen Prozents. Das ist nichts anderes als ein weiterer Putschversuch gegen eine demokratisch gewählte Regierung, finanziert und unterstützt von den USA. Die sind so eifrig damit beschäftigt, ihre Nasen in die inneren Angelegenheiten anderer Länder zu stecken, daß sie dabei völlig ignorieren, woran das eigene Land krankt. Das mag erklären, warum US-Politiker, die jetzt den Boden für einen weiteren Staatsstreich in Venezuela bereiten wollen, sich zu Hause nur noch auf einen Rückhalt ihrer eigenen Bürger stützen können, der Umfragen zufolge so niedrig ist wie nie zuvor.
Übersetzung: Jürgen Heiser