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Polizeiopfer Kimani Gray: Untersuchung gefordert

20.03.13 (von ivk-jW) »Aggressives Fehlverhalten« der Todesschützen von Brooklyn bereits in der Vergangenheit

Aus: junge Welt Nr. 67 – 20. März 2013 / Von Jürgen Heiser

Im Stadtteil East Flatbush von Brooklyn, New York, gehen die Auseinandersetzungen nach dem Tod des von zwei Zivilpolizisten erschossenen afroamerikanischen Jugendlichen Kimani »Kiki« Gray weiter. In einer Sitzung des Stadtparlaments lieferten sich nach einer Meldung des in Kingston erscheinenden Jamaican Observer vom Freitag Stadtrat Jumaane Williams, selbst karibischer Herkunft, und Polizeichef Raymond Kelly ein heftiges Wortgefecht. Williams hatte in der Vergangenheit wiederholt die »Stop&Frisk«-Methoden (»anhalten & filzen«) der Polizei in Flatbush kritisiert. Die Bewohner seien »nicht mehr gut auf die New Yorker Polizei zu sprechen«. Kelly habe darauf erneut den Revolver ins Spiel gebracht, den Gray angeblich bei sich hatte.
Dem hatten schon am Donnerstag in der Sendung ABC Eyewitness News mehrere Anwohner der Church Avenue widersprochen. So erklärte Camille Johnson, sie habe von ihrem Wohnungsfenster aus gesehen, daß Gray die Hände erhoben hatte. Er hätte nur seine Hose etwas hochgezogen. »Wenn er eine Waffe bei sich hatte, was ich bezweifle, dann hat er sie nicht gezogen«.
Das in Flatbush ansässige »Caribbean Guyana Institute for Democracy« (CGID) fordert nun »eine unabhängige Untersuchung der tödlichen Schüsse auf Kimani Gray«, so der Text eines Plakates, das überall in Brooklyn aushängt. Eine solche Untersuchung hatte zuvor schon Carol Gray, die Mutter des erschossenen Kimani, verlangt (jW berichtete). Auf einer Pressekonferenz im Büro des Stadtrats Charles Barron äußerte sie erneut Zweifel an der Polizeiversion über die Todesumstände ihres Sohnes. Wie berichtet, war der der 16jährige am 9. März nach einer Party von der Zivilstreife beim »Filzen« getötet worden. Unterstützt wird Carol Gray nun auch von Schulleitung und Lehrern der High School, die ihr Sohn besuchte.
Wie Reporter vor Ort herausfanden, wurden gegen die beiden Todesschützen in der Vergangenheit bereits mehrere Verfahren wegen Verletzung von Bürgerrechten angestrengt. Gegen Sergeant Mourad Mourad liefen drei Untersuchungen, zwei gegen seinen Kollegen Jovaniel Cordova. Die New Yorker Daily News berichtete in ihrer Samstagsausgabe, daß die Stadt New York insgesamt 215000 US-Dollar Schadenersatz an Bürger zahlen mußte, die sich beschwert hatten, von den beiden Beamten zu Unrecht »gefilzt« und »aufgemischt« worden zu sein. So zitiert die Daily News einen Betroffenen zu den Gewaltexzessen seitens der beiden Fahnder.
Die Zeitung veröffentlichte auch Informationen der Bezirksstaatsanwaltschaft, wonach in fünf von sechs der Beschwerdefälle angeblicher Verdächtiger, die von Mourad oder Cordova sistiert worden waren, diese wieder freigelassen und die Verfahren gegen sie eingestellt werden mußten. Rechtsanwalt Brett Klein, der vier der Dienstaufsichtsbeschwerden eingereicht hatte, erklärte dazu, das Verhalten von Mourad und Cordova weise »beunruhigende Muster verfassungswidriger und aggressiver ›Stop&Frisk‹-Praktiken« auf. In allen Fällen hätten die beiden Fahnder »ihr Fehlverhalten durch gefälschte Aussagen und fabrizierte Beweise zu vertuschen versucht«, so Klein. Gegen beide seien auch schon in anderen Fällen Vorwürfe wegen rechtswidrigen Schußwaffengebrauchs laut geworden. Die Staatsanwaltschaft von Brooklyn und das New York Police Department (NYPD) ermitteln nun gegen die beiden Zivilfahnder, die bis auf weiteres in den Innendienst versetzt wurden.
Die abendlichen Proteste rund um die Mahnwache an der Church Avenue Ecke East 52nd Street, wo Gray von sieben Polizeikugeln getroffen wurde, sind am vergangenen Wochenende abgeebbt. Bürgerrechtsorganisationen des vorwiegend von Einwanderern aus der Karibik bewohnten Stadtteils werfen der Polizeiführung in Internetforen vor, die Situation durch das martialische Auftreten ihrer Kräfte unnötig verschärft zu haben.

 
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