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Kolumne # 635 vom 23.02.2013: Jagd auf ein »Monster«

23.02.13 (von maj) Die Polizei von Los Angeles hat Christopher Dorner zum Mörder gemacht

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 46 – 23./24. Februar 2013

Die kurze, aber äußerst faszinierende Polizeikarriere des Christopher Dorner hat vorübergehend die Aufmerksamkeit einiger Millionen Menschen auf sich gezogen. Dorner, ein vom Los Angeles Police Department (LAPD) gefeuerter Polizist, hatte seinen ehemaligen Kollegen den Krieg erklärt, und es war ihm zumindest teilweise gelungen, seine Drohung in die Tat umzusetzen. In einem an das LAPD adressierten »Manifest« hatte er angeprangert, in der Polizeibehörde herrsche ein institutioneller Rassismus, und das Disziplinarverfahren gegen ihn sei unfair gewesen. Er schwor seinen Exkollegen Rache, verletzte und tötete mehrere von ihnen.
In der Polizeiführung hatte die Drohung des in Sondereinheiten der Polizei zum Scharfschützen ausgebildeten Dorner, auch die Familien der Polizisten zu Zielscheiben zu machen, Angst und Schrecken ausgelöst. Zehn Tage lang schlug er überraschend zu und verschwand ebenso schnell wieder, wie er aufgetaucht war. Unter dem massiven Fahndungsdruck verließ er schließlich das Stadtgebiet in Richtung einer Berglandschaft rund 160 Kilometer östlich von Los Angeles. Nach mehreren Schußwechseln mit seinen Verfolgern versteckte er sich am Ende in einer verlassenen Waldhütte. Dort kreisten ihn Hundertschaften der Polizei ein und nahmen ihn unter Sperrfeuer, um ihn »in den endgültigen Ruhestand zu versetzen«.
Nach einem halbstündigen Feuergefecht setzte eine Spezialeinheit seiner ehemaligen Kollegen Pyrotechnik gegen ihn ein und schoß mit einer Granate die Hütte, deren Fluchtwege von außen versperrt waren, in Brand. Seine Exkollegen mußten nun nur noch warten, bis die sich schnell ausbreitenden Flammen ihr Werk verrichteten. Die alles vernichtende Feuersbrunst war die letzte Waffe, die in Christopher Dorners Krieg zum Einsatz kam.
Nach den Ereignissen bleibt uns nur zu fragen, welche Kräfte es waren, die Dorners Krieg ausgelöst haben. Nachdem der schwarze Polizist aufgrund eines fragwürdigen internen Disziplinarverfahrens entlassen worden war, wandte er sich gegen eben jene Kräfte, die ihn ausgebildet und trainiert hatten.
Reporter, Kommentatoren und Polizisten brandmarkten ihn als »Monster« und Schlimmeres. Wenn er aber ein Monster war, dann hatte ihn das LAPD dazu gemacht. LAPD-Chef Charlie Beck: »Dorner weiß genau, was er tut, wir haben ihn trainiert.« Was hatte er dabei erlebt? Welche Erfahrungen hatte er im Dienst gemacht, daß sein Herz sich in einen Eisblock verwandelte? Darauf werden wir wahrscheinlich niemals eine Antwort bekommen. Aber wir können sicher sein, daß der nächste Dorner kommen wird – wütend und verbittert durch den Job. Und entschlossen, einen Brandbrief wie Dorner zu hinterlassen, in dem er an das LAPD geschrieben hatte: »Ich fürchte den Tod nicht, weil ich schon vor langer Zeit gestorben bin.«

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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