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Kolumne # 610 vom 1.09.2012: Attica – Symbol der Gewalt

01.09.12 (von maj) Der Name des Staatsgefängnisses in New York steht für die Unmenschlichkeit der US-Gesellschaft

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 204 – 1./2. September 2012

Der Name »Attica« hat Eingang gefunden in das Lexikon US-amerikanischer Kultur. Zum Teil wurde das durch den Film »Dog Day Afternoon« (dt. »Hundstage«) befördert, in dem Hauptdarsteller Al Pacino einen Bankräuber spielt, der an einer Stelle seine Faust hochreißt und »Attica, Attica!« ruft. Am 9. September 1971 hatte »Attica«, das größte Staatsgefängnis im Norden des US-Bundesstaats New York, landesweit Schlagzeilen gemacht. Die Gefangenen forderten »als Menschen behandelt zu werden«, aber der Staat, damals befehligt vom republikanischen Gouverneur Nelson Rockefeller (1908-79), erstickte den Aufstand in einem Kugelhagel. Dutzende Menschen starben, aber nicht nur Inhaftierte, sondern auch Gefängniswärter, worüber Rockefeller jedoch Lügen verbreiten ließ.
Politiker und Strafvollzugsreformer versicherten hinterher, der Attica-Aufstand und seine gewaltsame Niederschlagung seien ein Wendepunkt, »niemals wieder« dürfe so etwas geschehen, sagten sie. In diesem September jährt sich dieses Blutbad mit den vielen Toten zum 41. Mal, und die Dinge haben sich tatsächlich verändert, allerdings nicht zum Besseren. Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der »Correctional Association«, einer Institution, die Entwicklungen des Strafvollzugs im Staat New York beobachtet, ist Attica nach wie vor ein Ort der Gewalt, an dem Gefangene in Angst leben, Opfer sexuellen und rassistischen Mißbrauchs werden und als Menschen nicht geachtet werden. Wie schon 1971 setzen sich auch heute Wachmannschaften und Verwaltung vorwiegend aus Weißen zusammen, während die Häftlinge überwiegend Schwarze und Latinos sind. Wie 1971 steckt dieser Knast voller Spannungen, weil wie damals auch heute noch Mißachtung und Mißhandlungen das Klima in den überfüllten Gefängnistrakten bestimmen und eine Situation schaffen, in der es jederzeit zur Explosion kommen kann.
Die »Correctional Association« plädiert dafür, das Staatsgefängnis Attica umgehend zu schließen, da es immer noch ein »brutales und kostspieliges Symbol des Scheiterns« sei. Sollte Attica wirklich geschlossen werden, dann käme dies jedoch 41 Jahre zu spät.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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