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Kolumne # 586 vom 17.03.2012: Imperium übergeschnappt

17.03.12 (von maj) US-Politiker verkaufen sich an die Kriegslobby. Nach Irak und Afghanistan nun Iran?

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 66 – 17./18. März 2012

Nicht genug damit, daß sich auf dem Capitol Hill eine Elite schamloser politischer Huren – oh Verzeihung, ich meine natürlich Hurenböcke – tummelt, die sich an den Meistbietenden verkaufen. Das ist schlicht die Natur US-amerikanischer Politik, die sich ganz unverhüllt zeigte, als der Oberste Gerichtshof der USA Anfang 2010 im Fall »Citizen United« entschied, daß auch Firmen das Recht haben, Wahlkampfkandidaten nach Lust und Laune mit Spenden zu unterstützen. Das diene nämlich der »freien Meinungsäußerung«.
Aber als wenn das alles noch nicht schlimm genug wäre, geifern diese Politiker nun im Fall Iran um die Wette, wer der lauteste Verfechter einer Politik der harten Hand ist. Politiker, von denen die meisten in ihrem Leben noch nicht einmal einen Faustkampf bestehen mußten, versprechen ihren Wählern, demnächst ein Land mit Bombenteppichen zu belegen, von dem die USA noch nie angegriffen wurden. Und das vor dem Hintergrund eines bereits über zehn Jahre andauernden Krieges im Irak und einer demoralisierten US-Armee, an Leib und Seele verwundeten Kriegsveteranen und einem Bild der Vereinigten Staaten von Amerika im Ausland, wie es seit dem Vietnam-Debakel nie schlimmer war. Wenn uns das Gemetzel im Irak und in Afghanistan eines gelehrt hat, dann die Tatsache, daß Kriege leicht vom Zaun gebrochen werden können, aber nur äußerst schwer zu beenden sind. Irak, einst eine Perle der Errungenschaften weltlicher Zivilisation im Nahen Osten, wurde in ein Leichenhaus verwandelt, in dem die Menschen von Katastrophen, Tod und Verzweiflung gepeinigt werden.
Falls die Islamische Republik Iran danach strebt, sich die Fähigkeiten für ein eigenes Atomprogramm anzueignen, ist festzuhalten, daß die USA vor 1979 ein identisches Programm gefördert haben, als das Land noch unter der Gewaltherrschaft des Diktators Schah Reza Pahlavi stand. Wenn Iran heute ebenfalls daran interessiert ist, dann deshalb, weil das Land allen Grund dazu hat, nachdem es zusehen mußte, wie die US-Armee gewaltsam über seinen unmittelbaren Nachbarn Irak hergefallen ist.
Warum wird es stillschweigend geduldet, daß Israel Hunderte atomarer Sprengköpfe besitzt, während man Iran nicht einmal ein einziges Atomkraftwerk zubilligt? Welches Land in dieser Region ist denn eher dafür bekannt, seine Nachbarn anzugreifen und Kriege gegen sie zu führen – Iran oder Israel?
Aber die Politiker der beiden mächtigsten Parteien der USA halten ihre Hände auf und laufen den Lobbyisten nach wie Huren ihren Freiern. »Einen Krieg anzetteln? Was springt für uns dabei heraus?« Während im Inland öffentliche Schulen dem Verfall preisgegeben werden, Brücken einstürzen und sterbliche Überreste von im Irak-Krieg gefallenen US-Soldaten auf Mülldeponien gefunden werden, rasseln US-Politiker gegenüber dem Ausland mit ihren blankgeputzten Säbeln. Dieses Imperium ist völlig übergeschnappt.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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