Mumia Abu-Jamal in Normalvollzug verlegt
31.01.12 (von ivk-jW) Vorläufiges Ende der Isolationshaft. Solidaritätsbewegung bleibt aktiv
Aus: junge Welt Nr. 26 – 31. Januar 2012 / Von Jürgen Heiser
Der US-Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal ist nach fast 30 Jahren Haft im Todestrakt in den Normalvollzug verlegt worden. Wie seine Frau Wadiya A. Jamal am Wochenende mitteilte, ist der weltweit bekannte politische Gefangene am Freitag aus der Isolationshaft des Staatsgefängnisses SCI Mahanoy in Frackville, Pennsylvania, in den dortigen Normalvollzug verlegt worden. »Er ist erleichtert, nachdem er über 30 Jahre in diesen Folterkammern isloliert war«, so Abu-Jamals Ehefrau nach einem Telefonat mit ihrem Mann. Er könne es kaum erwarten, sie und seine Kinder und Enkelkinder endlich in den Arm zu nehmen. Die Gefängnisleitung habe aber erst für diese Woche einen Besuch genehmigt.
Abu-Jamal war 1982 in einem von Rassismus geprägten Prozeß wegen angeblichen Polizistenmordes zum Tode verurteilt worden. 1995 und 1999 konnten seine Verteidigung und internationale Proteste seine Hinrichtung nur kurz vor dem jeweiligen Termin verhindern. Nach jahrzehntelangem Rechtsstreit hob dann im Herbst 2011 ein Bundesgericht das Todesurteil endgültig als »verfassungswidrig« auf und wandelte es in lebenslange Haft um.
Anfang Dezember rückte dann die Staatsanwaltschaft von Philadelphia von einer weiteren juristischen Durchsetzung der Todesstrafe ab, und Abu-Jamal wurde nach Frackville verlegt. Dort wurde er allerdings unter fadenscheinigen Begründungen in der sogenannten Administrativhaft noch schärfer isoliert als im Todestrakt (jW berichtete). Seine Rechte als Strafgefangener wurden beschnitten und seine Kommunikation mit der Außenwelt eingeschränkt. Als Grund gab Anstaltsleiter John Kerestes zuletzt an, daß man Abu-Jamal zwingen wollte, seine Dreadlocks abzuschneiden. Unter diesem Vorwand war er bereits Anfang der 1990er Jahre für acht Jahre isoliert worden. Damals richtete sich die Disziplinarstrafe in Wahrheit gegen seine erste Buchveröffentlichung. Mit seiner Publikation »… aus der Todeszelle« hatte er als betroffener Zeitzeuge über die Innenwelt der US-Todestrakte und die Barbarei der Todesstrafenpraxis berichtet. Seine bis vergangenen Freitag andauernde sechswöchige verschärfte Isolierung war nach Einschätzung seiner Verteidigung die Rache dafür, daß es ihm gelungen war, seiner Hinrichtung durch die Giftspritze zu entgehen.
Im Telefonat mit seiner Frau bedankte sich Abu-Jamal nun bei der weltweiten Solidaritätsbewegung »für die wahrhaft harte Arbeit und Unterstützung«. In den letzten Wochen hatten Menschen aus aller Welt bei der US-Justiz protestiert und seine sofortige Verlegung in den Normalvollzug gefordert. Noch am Freitag ging beim UN-Sonderberichterstatter für Folter, Juan Mendez, eine Haftbeschwerde ein. Gleichzeitig fand bei der Gefängnisbehörde in Camp Hill, Pennsylvania, eine Kundgebung statt, und eine Delegation übergab 5500 Petitionen.
Wadiya A. Jamal erklärte, nach seiner Verlegung in den Normalvollzug sei für ihren Mann nun der nächste Schritt, seine endgültige Freilassung zu erreichen. »Wir müssen Mumia und die anderen Gefangenen nach Hause holen.«
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