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Kolumne # 556 vom 20.08.2011: London erschüttert

20.08.11 (von maj) England: Zorn und Verbitterung nach Generalangriff auf Lebensbedingungen der Unterdrückten

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 193 – 20./21. August 2011

Nach jahrzehntelangem Verrat durch die Labour Party und nach den penetranten Angriffen der Tories (Konservative Partei) auf die Arbeiterklasse ist jetzt in Großbritannien eine zornige und verbitterte Klasse auf den Plan getreten, der es gelang, das zu erschüttern, was einst das Zentrum des globalen Britischen Empires war – die Metropole London. Nach den letzten Berichten gingen in Brixton, Birmingham, Croydon, Bristol, Liverpool und Tottenham ganze Straßenzüge in Flammen auf. Der Auslöser für die Unruhen war der gleiche, der auch schon zu den Explosionen des Volkszorns in den 1960er und 1990er Jahren geführt hatte: das brutale Vorgehen der Polizei. Dieses Mal traf es Mark Duggan, einen 29jährigen Vater von vier Kindern. Er wurde angeblich von Polizisten in Notwehr erschossen, dann mußte die Polizeiführung zugeben, daß Duggan unbewaffnet und ein Beamter womöglich in »friendly fire« geraten war.
Aber auch wenn die Polizeigewalt jetzt der Funke war, der den Steppenbrand auslöste, dann heißt das noch lange nicht, daß sie allein die Ursache für das Aufbegehren war. Die wahren Gründe liegen woanders: in den vielen Jahren, in denen die Arbeitslosigkeit wuchs, Sozialleistungen mehr und mehr gekürzt wurden und die politisch motivierte niederträchtige Stimmungsmache gegen die Armen, die Besitzlosen und Enteigneten, Einwanderer und andere benachteiligte gesellschaftliche Gruppierungen bei vielen einen sauren Nachgeschmack hinterließ.
Erwartungsgemäß drängten sich nach den jüngsten Ereignissen in Großbritannien die Politiker um die Mikrofone und gaben Sprüche von sich, die sich wie ein Echo ihrer großen amerikanischen Brüder anhörten, die in den 1960er Jahren in den USA an der Macht waren. Ähnliches war auch 1992 nach den Freisprüchen für die Polizisten zu hören, die den Afroamerikaner Rodney King vor laufenden Kameras brutal mißhandelt hatten. Als daraufhin Südkalifornien in Flammen aufging und es zu Plünderungen kam, hieß es: »Das sind Kriminelle. Es geht überhaupt nicht um die sozialen Lebensbedingungen. Diese Leute sind einfach Verbrecher und Schläger. Sie sind Diebe, sonst nichts.«
Soweit ich mich erinnern kann, legen Diebe normalerweise kein Feuer, wenn sie etwas stehlen, oder? Der 1968 ermordete Dr. Martin Luther King jr. kam 1963 in Birmingham, Alabama, in einer seiner Reden zu einem anderen Schluß, als er zu den damaligen Unruhen erklärte: »Ein Aufstand ist die Sprache der Ungehörten.« Was die Machthaber in Großbritannien angeht, scheinen sie die Sprache der Unterdrückten nach wie vor nicht verstehen zu wollen.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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