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Kolumne # 531 vom 26.02.2011: Gefahr im Verzug

27.02.11 (von maj) Warum die Rebellionen in Nordafrika für die USA eine ernsthafte Herausforderung darstellen

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 48 – 26./27. Februar 2011

Bei der Betrachtung der Entwicklungen in den Ländern Nordafrikas ist es angebracht, einmal innezuhalten und sich ein paar grundsätzliche Gedanken zu machen. Entgegen dem, was Nachrichtensprecher und Kommentatoren der Fernsehkanäle und alle übrigen Medien hier in den USA darüber verlauten lassen, hat es jetzt in Tunesien, Ägypten und dem Königreich Bahrain im Persischen Golf keine »Revolutionen« gegeben. Diese Erhebungen sind vielmehr Rebellionen, spontane Aufstände. Revolutionen aber stürzen die Verhältnisse in den betreffenden Gesellschaften grundlegend um und entmachten nicht nur ein paar Führungspersonen.
Deshalb ist die Berichterstattung in den meisten US-Medien irreführend. Die Verantwortlichen haben sich entschieden, das Aufbegehren in den sehr unterschiedlichen Ländern mit dem Begriff Revolution zu belegen. Sie applaudieren diesen Entwicklungen, dämmen sie aber gleichzeitig ein, damit ihr handverlesenes neues Führungspersonal und die gekauften Armeen die Macht übernehmen können.
Ist es vor diesem Hintergrund nicht merkwürdig, daß die meisten Länder, in denen sich die Rebellionen am stärksten ausbreiten, von Präsidenten und Prinzen regiert werden, die Verbündete der USA sind? Verbündete, die ihre Armeen und Polizeikräfte zur Unterdrückung deren Landsleute einsetzen, die sich gegen ihre zutiefst volksfeindliche Politik auflehnen?
Natürlich stellen diese Rebellionen eine ernsthafte Herausforderung für das US-Imperium dar, weil sie die repressiven Regime niederzureißen drohen, auf die sich die US-Politik im Nahen Osten stützt. In der gesamten Region entstehen und entwickeln sich Volksbewegungen, und sie verlangen nach einer Demokratie, die die USA weder wollen noch unterstützen. Denn wenn die US-Regierung die Wahl hat zwischen Demokratie und Stabilität, wird sie sich immer für Stabilität entscheiden. Kapitalistische Globalisierung setzt Stabilität voraus, und die Globalisierung ist instrumenteller Bestandteil der Herrschaft des Imperiums. Tatsächlich ist Globalisierung nur ein anderes Wort für Kolonialismus, die Kontrolle eines zentralen imperialen Staates über andere Staaten.
Aber das US-Imperium ist auch eine Schuldnernation, die selbst wenig produziert und sich die Mittel, die sie zur Finanzierung ihres riesigen Militär- und weltweiten Herrschaftsapparats braucht, im Ausland besorgen muß. Wenn Kolonien jedoch wegfallen oder von ihrer Bevölkerung zurückerobert werden, bedeutet das den Zerfall des Imperiums – zuerst schrittweise, dann immer schneller und schließlich in einem atemberaubenden Tempo. Möglicherweise werden wir noch Zeugen, wie etwas Großes sein Ende findet.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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