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Das Fünf-Punkte-Programm »Free Mumia«

09.05.09 (von ivk) Nach der Ablehnung eines neuen Prozesses durch den Obersten Gerichtshof der USA werden in vielen Ländern Überlegungen angestellt, wie Öffentlichkeit und Solidaritätsbewegung jetzt weiter vorgehen sollen. U-Savior, afroamerikanischer Schriftsteller, Videojournalist und Filmregisseur, schlägt ein Fünf-Punkte-Programm vor, das hiermit zur Diskussion gestellt wird

Der Supreme Court, das höchste Gericht der USA, hat im Jahr 2000 durch seine politische Entscheidung George W. Bush zum US-Präsidenten gemacht, obwohl eigentlich Al Gore durch das demokratische Wählervotum die meisten Stimmen erhalten hatte. Als direkte Folge dieser Gerichtsentscheidung mußten wir erleben, wie die Bürgerrechte beseitigt und Skandale, Folter und illegale Kriege, die Hunderttausende Opfer forderten, zum Alltag wurden. Es kam großes Leid über die Welt. Jetzt weigert sich dieser Oberste Gerichtshof, den Fall des unschuldig zum Tode verurteilten Mumia Abu-Jamal neu aufzurollen, der seit 27 Jahren in der Todeszelle sitzt. Diese Entscheidung kam nicht überraschend, aber sie ist dennoch ungeheuerlich. Sie ist nicht nur ein Zeichen von absoluter Respektlosigkeit gegenüber dem kollektiven Gerechtigkeitsgefühl, sondern im besonderen auch gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung!
Was werden wir dagegen tun? Hier mein Vorschlag:

DAS FÜNF-PUNKTE-PROGRAMM »FREE MUMIA«

1. SAGT'S EURER MAMA & OBAMA:
Alle Unterstützer der Obama-Regierung müssen den Kampf für Mumias Freiheit zum zentralen Punkt machen. Wenn Obama nicht willens sein sollte, ZWINGT ihn dazu, seinen Einfluß geltend zu machen und jede Möglichkeit, der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen, zu nutzen und vom präsidialen Gnadenrecht bis hin zu Untersuchungen wegen Verstößen gegen Bürger- und Menschenrechte alles einzusetzen. Erinnert ihn daran, welche Position er zu verlieren hat, und zeigt der Welt, daß die wirkliche Macht von unten kommt!

2. SCHANDE ÜBER DIE UNTÄTIGEN POLITISCHEN FÜHRUNGEN:
Allen, die führende Positionen in den schwarzen Gemeinden [oder in den oppositionellen politischen Strömungen anderer Länder] innehaben und nicht ab sofort alles daran setzen, sich für unseren Bruder Mumia stark zu machen, für ihn zu kämpfen, öffentlich zu sprechen, Aufrufe zu verfassen, lauthals zu protestieren, Widerstand zu initiieren, wachsam zu sein, aus der Rolle zu fallen und bissig zu werden, den Verantwortlichen ins Gesicht zu spucken und sie und ihren Rassismus zu verfluchen, sollten wir die Tür weisen – und zwar für immer!

3. DAS SYMBOL:
Meine Freundinnen und Freunde, Brüder und Schwestern, seht in Mumia die wehende Fahne, die euch vorangeht, und das Symbol für eine wirklich politische, soziale und positiv ausgerichtete Bewegung, und sorgt dafür, daß Mumia in seiner mißlichen Lage wieder die notwendige Aufmerksamkeit zukommt!

4. EINE STUNDE FÜR MUMIA:
Wenn jeder Mensch, der die Gerechtigkeit liebt, der nach Frieden trachtet, für die Freiheit kämpft und das Bewußtsein aller anheben will, sich persönlich verpflichtet, sich wenigstens eine Stunde am Tag für Mumia einzusetzen und für ihn zu kämpfen, dann werden wir die Welt erschüttern und die kalten weißen Wände zum Einsturz bringen, die Türen sprengen und die Ketten zerreißen, die Mumia festhalten!

5. SAGE NIEMAND »ICH HABE GENUG GETAN«:
Es reicht nicht, wenn ich nur in meiner Sendung »The Ghetto Chronicles« auf die Kampagne für Mumia hinweise.
Es reicht nicht, wenn ich in jedem Jahr Mumias Namen auf meinen Geburtstagskuchen schreibe, weil wir am gleichen Tag geboren sind.
Es reicht nicht, wenn ich in den Nachspann meiner Filme FREE MUMIA! setze.
Es reicht nicht, wenn ich Artikel wie den vorliegenden schreibe.
Es reicht nicht, wenn ich mir Mumias Kolumnen auf www.prisonradio.org anhöre, sie lese oder einen Kommentar dazu schreibe.
Wir dürfen niemals sagen, daß wir genug getan oder alles getan haben, was wir konnten, solange Mumia als unser Symbol der Hoffnung, Veränderung und Gerechtigkeit noch nicht wieder da ist, wo wir ihn haben wollen – mitten unter uns!

Laßt uns niemals vergessen, daß Mumia vom Todestrakt aus mehr für die Beachtung unseres Kampfes und zur Klärung unserer Politik beigetragen hat als viele »Inaktivsten«, Bewegungsleute und »Webolutionäre« außerhalb der Gefängnisse. Mumia war schon lange vor seiner Verhaftung und Verurteilung wegen Polizistenmordes Aktivist, Fotograf und Journalist, der sich der Gerechtigkeit verschrieben hatte. Mumia Abu-Jamal verdient es wie die anderen politischen Gefangenen, daß wir uns für ihn einsetzen. Wenn wir nicht hier und heute für die Besten unter uns sorgen, senden wir ein fatales Signal an andere Aktivistinnen und Aktivisten überall auf der Welt. Der Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit für Mumia ist ein Kampf für unsere ureigenen Interessen, und wir müssen ihn gewinnen. Wenn nicht jetzt, wann sonst?
Friede durch Revolution!
On the move – in Bewegung!
gez. U-Savior

Der Autor U-Savior Washington ist Gastkommentator des unabhängigen Internet-Magazins www.blackcommentator.com (hier klicken). Geboren in Harlem, New York, aufgewachsen in East New York und Brownsville, Brooklyn. Er arbeitet als Schriftsteller, Videojournalist und Filmregisseur, ist Produktionsleiter der von Nana Soul moderierten TV-Talk show »The Ghetto Chronicles« und Regisseur des Dokumentarfilms »Confessions of a Liberal Actor-vist«, der von Black Waxx Multimedia vertrieben wird (www.blackwaxx.com).
Zur Person siehe auch http://www.disappearingvoices.com/cast/u-savior.html

 
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