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Kolumne 25.10.08: Drogen aus Afghanistan

25.10.08 (von maj) Opium und Heroin: Unter den Taliban verboten, unter der Besatzungsmacht Hauptexportartikel

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 250 - 25./26. Okt. 2008

Während der Irak-Krieg für viele US-Liberale und mittlerweile auch für die Neocons zu einem Problem geworden ist, wurde der Krieg gegen Afghanistan von Anfang an als »der gute Krieg« angesehen. Dieser Feldzug war im Lichte der Ereignisse des 11. September 2001 weitaus leichter zu rechtfertigen. Sollte das Land am Hindukusch nicht angeblich die Al-Qaida-Gruppe beherbergt haben, die das Pentagon und das World Trade Center angegriffen haben?
Wahr ist jedenfalls, daß die Besetzung Afghanistan bruchlos überging in den Krieg gegen Irak und die Errichtung des Besatzungsregimes im Zweistromland. Mit der Eroberung Afghanistan und der Vertreibung der Taliban hatten die Koalitionstruppen leichtes Spiel, warum also sollte es in Irak anders sein?
Nun sind ein paar Jahre ins Land gegangen, und die Realität sieht mittlerweile auch in Afghanistan völlig anders aus. Die Taliban sind zurückgekehrt und haben vor allem im Hinterland – außerhalb Kabuls – Gebiete zurückerobert. Unter der Regierung eben jener Taliban war der Mohn, die Pflanze, aus der Opium und Heroin gewonnen werden, strikt verpönt. Heute sind Drogen Afghanistans Hauptexportartikel. 95 Prozent des weltweit vertriebenen Heroins kommen von dort.
Entgegen der westlichen Medienpropaganda sind heute aber nicht die wiedererstarkenden Taliban verantwortlich für die explosionsartige Ausbreitung der Drogen, durch deren Verkauf sie angeblich Millionen einnehmen und davon ihre Kämpfer bezahlen und Waffenkäufe finanzieren. Die Dealer tummeln sich vielmehr in dem vom Westen eingesetzten Kabuler Regime und sitzen in den höchsten Rängen der Karsai-Regierung.
Ein kürzlich in der New York Times veröffentlichter Bericht enthüllt, daß einer der größten Drogenhändler Afghanistans Ahmed Wali Karsai ist – der Bruder des Staatspräsidenten. Einer der Informanten, auf dessen Angaben der Artikel der New York Times basiert, hieß Habidullah Jan. Er war Abgeordneter des Parlaments und war so mutig, in den Fluren des Parlamentsgebäudes über Ahmed Wali Karsais Drogengeschäfte zu sprechen. Kurz danach geriet Jan auf dem Heimweg nach Kandahar in einen Hinterhalt und wurde erschossen.
Ein weiterer Informant merkte gegenüber US-Drogenfahndern an, diese Zusammenhänge seien »kein Geheimnis«. Hajji Aman Kheri: »Eine Menge Leute in der afghanischen Regierung sind in den Drogenhandel verwickelt.«
Für die offizielle US-Politik ist daran entscheidend: Am 4. November wird ein neuer US-Präsident gewählt, und voraussichtlich wird er Barack Obama heißen. Der hat schon angekündigt, US-Truppen aus Irak nach Afghanistan verlegen zu wollen. Mehr denn je sollen US- und NATO-Truppen zur Stützung einer Marionettenregierung kämpfen, die völlig korrupt ist und deren Mitglieder bei ihren Drogengeschäften wie Pech und Schwefel zusammenhalten. Die Drogenbarone sind in den meisten Ministerien zu finden.
Präsident Hamid Karsais Macht und Einfluß reichen nur bis an den Rand der Hauptstadt. Er fungiert für alle erkennbar als Marionette ausländischer Interessen – und das in einer Nation, die solche Vasallen niemals ausstehen konnte. Karsai muß die eigene Bevölkerung derart fürchten, daß er sich ständig mit einem Pulk bewaffneter US-amerikanischer Bodyguards umgibt.
In Afghanistan geht es schon lange nicht mehr um die Aufrechterhaltung der Propaganda eines vorgeblichen »Kampfes für Demokratie«. Dort tobt ein immer brutalerer Krieg zur Stabilisierung einer Narkokratie. Die tiefe Verstrickung der US-Regierung in diese Vorgänge sagt alles über den Niedergang des Imperiums.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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