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Erklärung des deutschen P.E.N.-Zentrums zur Unterstützung Mumia Abu-Jamals

20.04.08 (von ivk) Der Vorstand des P.E.N.-Zentrums Deutschland hat anläßlich seines »Abends für Abu-Jamal« am 17. April 2008 eine Grußadresse verabschiedet, die mittlerweile von über 120 P.E.N.-Mitgliedern unterzeichnet wurde, u.a. von Christa Wolf und Günter Grass / Die Erklärung wurde an Mumia Abu-Jamal geschickt und den Medien und der Berliner US-Botschaft übergeben

Grußadresse des deutschen P.E.N. Zentrums an Mumia Abu-Jamal
anlässlich der Solidaritätsveranstaltung am 17. April 2008 im Berliner Brecht-Haus*

Am 26. Juli 2007 hat der Vorstand des American P.E.N.-Center in New York unseren US- Kollegen Mumia Abu-Jamal als Vollmitglied aufgenommen. Mit Blick auf seine besondere Lage – er muss seiner Arbeit als Schriftsteller und Journalist in einem US-Todestrakt nachgehen – heißt es im Schreiben an Abu-Jamal: »Egal wo Sie leben, haben Sie viele Möglichkeiten, sich an der Arbeit des P.E.N. zu beteiligen. (...) Sie sind jetzt Mitglied einer internationalen Gemeinschaft und kommen in den Genuss wechselseitiger Privilegien der 141 P.E.N.-Zentren auf der Welt.«
Das P.E.N.-Zentrum Deutschland hatte für den 17. April 2008 im Berliner Brecht-Haus einen »Abend für Abu-Jamal« angesetzt. Sein Fall wurde aufgerollt und die P.E.N.-Mitglieder Brigitte Burmeister und Lothar Trolle sowie der Schauspieler Rolf Becker lasen aus Abu-Jamals Texten.
Ein Vierteljahrhundert sitzt der Journalist und fünffache Buchautor Mumia Abu-Jamal, ehemaliger Aktivist der Black Panther, wegen angeblichen Polizistenmords in der Todeszelle. Aber die Beweismittel sind dürftig und Manipulationen aus rassistischen und politischen Gründen naheliegend. Zahlreiche entlastende Beweise der Verteidigung wurden bislang gerichtlich nicht zugelassen. Zuletzt hat das US-Bundesberufungsgericht am 27. März 2008 entschieden, dass das Todesurteil zwar nicht vollstreckt werden, er aber weiterhin wegen Mordes verurteilt bleiben soll. Das würde bestenfalls für ihn nach Rechtskraft der Entscheidung bedeuten, dass er zeitlebens in einem Hochsicherheitsgefängnis eingesperrt bleibt.
Noch sitzt er aber im Todestrakt, und die Gefahr der Hinrichtung ist nicht gebannt, da die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt hat.
In den über 26 Jahren seiner Haft hat Abu-Jamal nicht nur einen mutigen Kampf für ein neues Verfahren, sondern generell gegen die Todesstrafe geführt. Mit seinen Schriften und Hörfunkbeiträgen gegen die Todesstrafe, gegen Unrecht, Rassismus und Krieg, ist er zu einem anerkannten Autor und Sprecher jener geworden, die sich allen Formen der Barbarei widersetzen. Wie kein zweiter hat Abu-Jamal dem Kampf gegen die Todesstrafe ein Gesicht gegeben. Er darf nicht jenen Kräften ausgeliefert bleiben, die seine Hinrichtung in einen Sieg über alle Gegner der Todesstrafe verwandeln wollen.
Unserem Kollegen Mumia Abu-Jamal kann Gerechtigkeit nur widerfahren, wenn der Prozess von 1982 vor einer Jury völlig neu aufgerollt wird. Wir unterstützen Mumia Abu-Jamal und sein Verteidigerteam, geleitet von seinem Hauptanwalt Robert R. Bryan aus San Francisco, und fordern mit ihnen gemeinsam dieses neue und faire Verfahren für Mumia Abu-Jamal.

Unterzeichner/inn/en:
Johano Strasser, Wilfried F. Schoeller, Sabine Kebir, Jens Wonneberger, Christa Schünke, Katja Behrens, Herbert Wiesner, Herman-Anders Korte, Olaf Georg Klein, Christa Wolf, Günter Grass, Joachim Sartorius, Christoph Hein, Doris Dörrie, Tanja Kinkel, Iring Fetscher, Regula Venske, The Dung, Jurij Koch, Keto von Waberer, Gisela Heidenreich, Fahime Farsaie, Ernst Schumacher, Andreas Rumler, Heinz G. Schmidt, Heinrich Peuckmann, Uwe Pörksen, Hermann Schulz, Brigitte Burmeister, Volker Kühn, Mirko Bonné, Heinz Ludwig Arnold, Jochen Schimmang, Jan Kemp Riemenschneider, Claudia Schmölders, Thomas Lehr, Gerd-Peter Eigner, Lena Kugler, Martin Lüdke, Christian Grote, Jochen Jung, Martin Grzimek, Sibylle Knauss, Werner Söllner, Robert Stauffer, Thomas Kunst, Hans-Christian Oeser, Said, Ricarda Bethke, Roger Manderscheid, Oyvind Foss, Stevan Tontic, Adalbert Podlech, Otto A. Böhmer, Inge Jens, Franziska Sperr, Adel Karasholi, Renate Axt, Max Kruse, Hubert Witt, Gerd Heidenreich, Frank Heibert, Gert von Paczensky, Asta Scheib, Hans Eckardt Wenzel, Klaus Martens, Hans Till, Jürgen Engler, Gerhart Zwerenz, Jochen Greven, Karl Otto Mühl, Fitzgerald Kusz, Christoph Lindenmeyer, Andreas Tretner, Jochen Missfeld, Günter Preuß, Irene Ferchel, Friederike Roth, Klaus-Jürgen Liedtke, Yüksel Pazarkaya, Franz Norbert Mennemeier, Herbert Rosendorfer, Detlef Michel, Johann P. Tammen, Otto Köhler, Hermann Kinder, Jörg Drews, Gert Loschütz, Imre Török, Klas Ewert Everwyn, Lothar Trolle, Wolfgang Schiffer, Andreas Kövary, Günter Mödder, Christian Schneider, Ulrich Ott, Uli Rothfuss, Achim Bröger, Uwe Herms, Thomas Reschke, Daniela Dahn, Jochen Laabs, Bernd Schirmer, Jörg Schröder, Andreas Altmann, Ralph Grüneberger, Christoph Links, Walter Kaufmann, Renate Drommer, Barbara Bronnen, Bernd Leistner, Volker Ludwig, Herrad Schenk, Fred Breinersdorfer, Thomas Meinecke, Silvia Schlenstedt, Dieter Schlenstedt, Willi Jasper, Klaus Staeck, Horst-Eberhard Richter, Jan Philipp Reemtsma, Hanh Nghi Bui, Jürgen Banscherus, Gerhard Schoenberner, Gisela Kraft......
[Unterschriftensammlung wird unter P.E.N.-Mitgliedern fortgesetzt]

*Unterstützt von:
Literaturforum im Brecht-Haus, Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein (RAV) e. V., Rechtsanwaltskammer (RAK) Berlin, Internationales Verteidigungskomitee (IVK) in Bremen

 
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