+++IVK-News-Ticker+++10. Dezember 2007+++IVK-News-Ticker+++
10.12.07 (von ivk) +++Der Newsticker zum Internationalen Tag der Menschenrechte+++
IVK-News-Ticker Nr. 3 / 10. Dezember 2007
Aktuelle Mitteilung von Rechtsanwalt Robert R. Bryan:
»In Bezug auf meinen Mandanten gibt es einige neue Entwicklungen. Wir befinden uns weiter in rechtlicher Auseinandersetzung mit dem 3. Bundesberufungsgericht, und weitere Anträge sind vor dem Obersten Gerichtshof Pennsylvanias anhängig. Folgende Ereignisse sind von großer Bedeutung:
PEN-Mitgliedschaft
Mumia ist in die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation der Schriftstellerinnen und Schriftsteller aufgenommen worden. Das ist ein großer Ehrenbeweis. Ich kenne Mumia seit zwei Jahrzehnten, aber ich habe ihn noch nie so glücklich gesehen.
Er ist jetzt bereits über ein Vierteljahrhundert in kleine Zellen der pennsylvanischen Todestrakte gesperrt, aber seine journalistische und literarische Produktion in dieser Zeit ist unglaublich. Er hat fünf hervorragende Bücher geschrieben, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden (deutsche Editionen siehe http://www.atlantik-verlag.de/?p=liste&pt=1&pr=7), und seine wöchentlichen Kolumnen werden weltweit in Printmedien bzw. Radiosendungen veröffentlicht (siehe jeden Samstag in junge Welt).
PEN ist 1921 gegründet worden. Die Abkürzung P.E.N. steht für die englischen Begriffe poets (Dichter), playwrights (Dramatiker), essayists (Essayisten) und novelists (Romanciers). Der Name ist außerdem eine Anspielung auf das englische Wort pen (Schreibfeder).
PEN tritt dafür ein, nationalem, ethnischem und rassistischem Haß den Boden zu entziehen und die Freiheit des Wortes zu verteidigen.
Das PEN American Center, dem Mumia nun angehört, ist das größte unter den 145 Zentren, die sich auf 104 Länder verteilen.
Der Aufnahmeantrag wurde von Alice Walker, E.L. Doctorow, Bell Chevigny und anderen AutorInnen unterstützt. Ich danke vor allem Salman Rushdie, dem früheren PEN-Präsidenten, für seine Ratschläge. Während der ganzen Aufnahmeprozedur war ich tief beeindruckt von der hohen Aufmerksamkeit, die die PEN-Mitglieder dem Anliegen der Menschenrechte und dem Schutz der Unabhängigkeit aller SchriftstellerInnen zuteil werden lassen.
Besuch von Bischof Desmond Tutu
Am 23. Oktober 2007 hat Bischof Desmond Tutu aus Südafrika Mumia im Todestrakt des Hochsicherheitsgefängnisses von Waynesburg, Pennsylvania, besucht. Für beide war es eine bewegende Erfahrung. Nach dem Besuch berichtete Mumia mir telefonisch, wie sehr ihn der Besuch dieses wundervollen Menschen berührt und mit Demut erfüllt habe. Tutu hat 1984 für sein Engagement zur Abschaffung der Apartheid den Friedensnobelpreis erhalten.
Nach dem Besuch veröffentlichte Bischof Tutu die folgende Erklärung:
»Ich bin aus Prinzip in allen Fällen gegen die Todesstrafe, und ich unterstütze Mumia Abu-Jamals Gesuch für die Wiederaufnahme seines Verfahrens.«
The Most Reverend Desmond M. Tutu, O.M.S.G., D.D., F.K.C.
Anglican Archbishop Emeritus
Cape Town, South Africa
5. November 2007
Neuer Film über Mumia
Am 25. Oktober 2007 ist der neue britische Dokumentarfilm »In Prison My Whole Life« auf den Filmfestivals von London und Rom vorgestellt worden. Amnesty International unterstützt diesen Film offiziell. Der Film zeigt die Todesstrafe als das, was sie ist: legaler Mord.
Mumia und ich danken Colin und Livia Giuggioli Firth, Marc Evans, William Francome, Nick Goodwin Self, Katie Green und den anderen, die den Mut hatten, diesen Film zu machen und darin die Wahrheit zu sagen.
Neues Buch über Mumia in Frankreich erschienen
Am 15. September 2007 ist in Frankreich ein neues exzellentes Buch über Mumia veröffentlicht worden: »Mumia Abu-Jamal – Un homme libre dans le couloir de la mort« von Claude Guillaumaud-Pujol. Das Vorwort hat Robert Meeropol geschrieben, Sohn der vor fünfzig Jahren als »Spione« hingerichteten Julius und Ethel Rosenberg und Gründer des Rosenberg Fund for Children. Claude hat ihr Buch dem Kampf für Mumias Freiheit gewidmet. Mumia sagt: »Das Buch ist wunderbar.«
Aktuelles Interview mit Mumia in England erschienen
Unter der Überschrift »I Spent My days Preparing for Life, Not for Death« (Ich verbringe meine Tage damit, mich auf das Leben und nicht auf den Tod vorzubereiten) ist im britischen Guardian ein langes Interview erscheinen, das unter folgender Adresse nachgelesen werden kann: http://www.guardian.co.uk/g2/story/0,,2198415,00.html
Stand der juristischen Entwicklungen
Ich stehe in ständigem Kontakt mit dem 3. Bundesberufungsgericht. Ein genauer Termin für die Entscheidung des Bundesgerichts kann noch nicht genannt werden. Wenn die Richter dem Gesetz folgen und gemäß der US-Verfassung entscheiden, können wir nur siegen. Aus meinen Erfahrungen mit erfolgreichen juristischen Auseinandersetzungen in über hundert Todesstrafenverfahren sowohl in der ersten Instanz als auch den Berufungsinstanzen weiß ich, daß Gerichte nicht immer gerecht entscheiden. Sie können schreckliche und tragische Fehlentscheidungen treffen. Nichtsdestotrotz habe ich noch keinen Fall erlebt, der dermaßen von offenen Verfassungsbrüchen, Rassismus, gefälschten Beweisen und Unfairneß bestimmt war wie dieser gegen meinen Mandanten. Es bleibt mein Ziel, die Aufhebung des Todesurteils und in einem neuen Prozeß den Freispruch meines Mandanten zu erreichen, damit er als freier Mann zu seiner Familie zurückkehren kann.
Ich danke weiterhin allen, die sich für Mumia interessieren und einsetzen.
Mit den besten Wünschen,
Robert R. Bryan
San Francisco
Hauptverteidiger von Mumia Abu-Jamal«
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