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Kolumne 4.08.07: Bush »siegt« sich zu Tode

05.08.07 (von maj) US-Präsident hat für Irak-Krieg nur noch die Unterstützung eines Drittels der Bevölkerung

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 179 - 4./5.08.2007

Nach den jüngsten Umfragen unter US-Bürgern ist der Irak-Krieg für die Mehrheit mittlerweile ein Irrtum. Nur noch ein Drittel der Befragten gab an, den amtierenden Präsidenten George W. Bush weiterhin zu unterstützen. Zwei Drittel wollen lieber heute als morgen, daß die Ära der Bush-Regierung endlich Vergangenheit ist. Diese Haltung ist nun in allen Kreisen der Gesellschaft zu finden, selbst bei Angehörigen der Elite, die den Krieg sogar befürwortet hatten.
Die Gruppe derer, die Bushs Versprechen, er werde »den Kurs halten«, begrüßt haben, ist stark geschrumpft. Ein Beweis dafür ist die Reaktion auf die Ambitionen von Senator John McCain, sich für die nächsten Wahlen als Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu bewerben. Wegen seines engen Schulterschlusses mit der Bush-Regierung rutschte er nach den letzten Umfragen in der Wählergunst ab.
Der britische Zeitungs- und Fernsehjournalist Jonathan Freedland schrieb in der New York Review of Books vom 14. Juni 2007, die Feinde der USA seien durch den Krieg in ihrer Gegnerschaft bestärkt und die Freunde entfremdet worden. »Hochrangige Mitglieder des außenpolitischen Establishments, die einst höchste Ämter in diesem Land innehatten, geben heute Kommentare von sich, die früher als griffige Parolen auf die T-Shirts von plakatschwingenden Demonstranten gedruckt waren.«
Freedlands Einschätzung wurde jüngst bestätigt, als die Nachrichtenagenturen meldeten, Al Qaida sei heute stärker denn je und habe einen Zulauf von neuen Kämpfern, der weitaus höher liege als vor dem 11. September 2001. Wenn nach viereinhalb Jahren Krieg der Gegner stärker ist als zuvor, dann grenzt es schon an offenen Wahnsinn oder ist zumindest Ausdruck einer profunden Selbsttäuschung, zu erklären, man sei dabei, »in Irak zu gewinnen«, wie es die Bushisten immer noch von sich geben. Entweder wird der Gegner durch einen Krieg geschwächt, oder er macht ihn stärker.
Der Journalist Larry Everest hat schon 2004 in seinem Buch »Oil, Power & Empire: Iraq and the U.S. Global Agenda« beschrieben, daß die höchsten Kreise der Bush-Regierung keine Gelegenheit ausgelassen haben, Lügen über die angeblichen Verbindungen zwischen der Regierung von Saddam Hussein und Al Qaida in die Welt zu setzen. Der damalige CIA-Direktor James Woolsey wurde sogar mit fabrizierten »Beweisen« nach England entsandt, um die Regierung von Anthony Blair an Bord zu holen. Everest in seinem Buch: »Woolsey erhob einige Anklagen gegen Irak: Irakische Agenten hätten sich mit Mohammed Atta, dem mutmaßlichen ›Rädelsführer‹ der Angriffe vom 11. September, getroffen, Irak hätte den 19 Flugzeugentführern gefälschte Pässe zur Verfügung gestellt, Al-Qaida-Mitglieder seien 1998 nach Bagdad gereist, um Saddam Husseins Geburtstag zu feiern, Irak habe Al-Qaida-Kämpfer trainiert, und Irak sei außerdem darin verwickelt gewesen, daß im Oktober 2001 Anthrax-Pulver an US-Senatoren verschickt wurde. Für keinen der Vorwürfe gab es irgend­einen greifbaren Beweis. Im Gegenteil: Es stellte sich als wahrscheinlich heraus, daß jemand für diese Anthrax-Briefe verantwortlich war, der enge Verbindungen zum US-Militär unterhielt. Aber dennoch wurden die unbewiesenen Vorwürfe von den US-Medien bereitwillig aufgegriffen und weit verbreitet.«
Und heute, da das US-Militär mit ernsthaften Rekrutierungsproblemen zu kämpfen hat, blüht Al Qaida gerade in einem Land auf, von dem die USA behaupten, es sei ein »Verbündeter«: Pakistan. Wen das noch nicht völlig in Erstaunen versetzt, der stelle sich einmal die Frage: Wenn die Bush-Regierung ihr Debakel in Irak als »Sieg« verkauft, was kann man dann überhaupt noch als »Niederlage« bezeichnen?

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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