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Kolumne 18.08.07: Die Hölle auf Erden

18.08.07 (von maj) Washington hat mit seinem Krieg gegen Irak eine Katastrophe gigantischen Ausmaßes ausgelöst

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 191 - 18./19.08.2007

In den letzten Wochen häufen sich die Nachrichten, daß Al Qaida erstarkt ist und an Einfluß gewinnt. Gleichzeitig verkündet die Regierungsmannschaft von US-Präsident George W. Bush das glatte Gegenteil: Al Qaida werde »ständig schwächer«. Bush und seinen Leuten bleibt nichts anderes, als diese Behauptung aufzustellen, denn wenn sie die Einschätzung vieler Fachleute und eines Teils der Medien teilen würden, wäre das ein Eingeständnis, in Irak versagt zu haben. Aber für alle, die ihren Verstand noch selbst gebrauchen, ist das längst eine Tatsache. Das Debakel des Irak-Krieges begann mit der Lüge von den »Massenvernichtungswaffen« und dem daraus abgeleiteten Marschbefehl, man müsse den »Export des Terrorismus durch Saddam Hussein« stoppen. Krieg und Besatzung haben erst die Situation geschaffen, die das Land heute unregierbar macht. Vor dem Krieg verhinderte die führende Baath Partei, daß Al Qaida im Land Fuß fassen konnte. Heute ist Irak für Al Qaida ein einziges großes Aufmarschgebiet, in dem Krieg gegen »die ungläubigen Amerikaner« geführt wird.
Wenn diese Entwicklung der US-Außenpolitik kein Versagen ist, was dann? Die Neocons, die in den innersten Zirkeln der Regierungsbehörden Druck für den Krieg gegen Irak machten, um »dem Mittleren Osten die Demokratie zu bringen«, haben damit ein Desaster von gigantischen Ausmaßen verursacht. Unabhängig davon, ob Irak ein einheitlicher Staat bleiben oder in mehrere Teilstaaten zerschlagen wird, dieses Land wird nie wieder das sein, was es einmal war. Millionen von Flüchtlingen werden vielleicht für die Dauer eines Menschenlebens im Ausland auf eine neue Stabilität in ihrer Heimat hoffen, die es wieder ermöglicht wird, daß Wohnhäuser gebaut werden, die Wirtschaft funktioniert und Frieden herrscht.
Irak ist heute die Hölle auf Erden. Der britische Journalist Jonathan Freedland schrieb erst kürzlich in der New York Review of Books, daß Bush mit seiner Politik völlig gescheitert ist, auch wenn man sie nur mit den von ihm selbst entwickelten Maßstäben mißt: »Wenn man die Situation in Irak im Lichte von Bushs Politik des ›Krieges gegen den Terror‹ betrachtet, muß man von einem spektakulären Scheitern reden. Sie hat ein Land, in dem es keine militanten Gotteskrieger gab, in einen Ort verwandelt, wo sie nun unaufhaltsam rekrutiert werden können. Sie hat ein Land, das keinerlei Bedrohung für die Vereinigten Staaten darstellte, in einen Ort verwandelt, an dem Tausende US-Amerikaner getötet wurden, ganz zu schweigen von den Zehntausenden, wenn nicht sogar Hunderttausenden Irakis, die hier ihren Tod fanden. Und Bushs Politik hat Kräfte gebunden, die nach dem 11. September [2001] vordringlich die Aufgabe gehabt hätten, Osama bin Laden und seine führenden Offiziere zu ergreifen. Statt dessen wurde es ihnen ermöglicht, unerkannt zu entkommen und sich in Luft aufzulösen.
Der frühere US-Sicherheitsberater [unter Ronald Reagan] Zbigniew Brzezinski ist nicht der einzige, der meint, es sei ein Fehler gewesen, die Anschläge des 11. September als einen kriegerischen Akt zu werten und nicht als schwerste Verbrechen. Indem die Bush-Administration so handelte, verhalf sie Al Qaida erst zu dem Status, den diese Organisation herbeisehnte.«
Wer immer 2008 die nächsten US-Präsidentschaftswahlen gewinnt, wird in die Irak-Falle tappen. Er oder sie wird vielleicht in der Lage sein, die Probleme etwas abzumildern, aber nicht, sie wirklich zu lösen.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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