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Kolumne 9.12.06: Das Beispiel des John Brown

09.12.06 (von maj) Erinnerungen an den am 2. November 1859 hingerichteten Gegner der Sklaverei

Von Mumia Abu-Jamal
Am 16. Oktober 1859 besetzte eine aus zwölf weißen Abolitionisten und neun befreiten afrikanischen Sklaven bestehende Gruppe unter Führung des weißen Farmers John Brown das Zeughaus von Harpers Ferry, West Virginia. Sie wollten aus dem staatlichen Waffenarsenal Gewehre und Munition für eine allgemeine Sklavenerhebung requirieren. John Brown und einige seiner Mitstreiter wurden wegen »Hochverrats« zum Tode verurteilt und am 2. November 1859 gehenkt.
In den USA wird bis heute versucht, John Brown als einen von seinem göttlichen Auftrag beseelten Fanatiker mit blitzenden Augen und wehendem weißen Bart erscheinen zu lassen. Offizieller Sprachgebrauch: John Brown war verrückt.
In der Hauptstadt Washington steht ein von Patina überzogenes Denkmal, mit dem Nathan Bedford Forrest geehrt wird. Der war im Amerikanischen Bürgerkrieg General der Konföderierten und verantwortlich für ein Massaker am 14. April 1864, bei dem in Fort Pillow sehr viele schwarze Soldaten der Unionstruppen kaltblütig erschossen wurden, obwohl sie sich ergeben hatten. Später war Forrest einer der Führer des Ku Klux Klan, der nach Abschaffung der Sklaverei gegründet worden war, um die schwarze Bevölkerung zu terrorisieren. Dieser Mann wird bis heute geehrt, während John Brown wegen seines gewaltsamen Widerstandes gegen die Sklavenhaltergesellschaft für verrückt erklärt wird.
Nicht die Gewalt steht hier im Vordergrund, sondern die Frage, auf welcher Seite und zu welchem Zweck sie ausgeübt wurde. Die Gewaltexzesse der Sklavenhalter waren weniger sichtbar, weil sie nicht öffentlich thematisiert wurden. Nur die Gewalt derer, die Rassismus und Sklaverei abschaffen wollten, wurde angeprangert. Dabei ist schon die Sklaverei an sich nichts als skrupellose Gewalt. Diese Form aber wurde akzeptiert und durch das Gesetz abgesegnet.
Frederick Douglass beschrieb die aller Rechte beraubten Sklaven als »Kriegsgefangene in einem feindlichen Land, in einem Krieg mit unvergleichlicher Ungerechtigkeit, Grausamkeit und Niedertracht«. Douglass selbst rief zum Krieg gegen das System der Sklaverei auf, und nach dem Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs kritisierte er Abraham Lincoln schonungslos dafür, daß er die Schwarzen nicht zu den Waffen rief. US-Präsident Lincoln, den man bis heute als den großen Befreier der Schwarzen feiert, hat sich in einer Rede am New Yorker Cooper Institut im Februar 1860 ausdrücklich von John Browns Aktivitäten distanziert und ihn als jemanden bezeichnet, der verrückt und blindwütig ist und sich »von leuchtenden Beispielen im Ausland verleiten ließ«.
Zwei Jahre zuvor hatte Lincoln erklärt: »Ich nehme an, daß eine friedliche Ausmerzung der Sklaverei sich nicht vor Ablauf von hundert Jahren realisieren läßt.« Wäre es nach Lincoln gegangen, so der afroamerikanische Historiker Lerone Bennet, dann wären Oprah Winfrey, Martin Luther King jr., Jessie Jackson, Booker T. Washington, Duke Ellington, Muhammad Ali, Jessie Owens, Louis Armstrong, Maya Angelou, Josephine Baker, Malcolm X, Rosa Parks, Bessie Smith, Richard Wright, Alex Haley und unzählige andere als Sklaven zur Welt gekommen.
John Brown hat dazu beigetragen, daß es anders wurde. Er hat durch den Überfall auf Harpers Ferry ein Fanal gesetzt, von dem Historiker heute sagen, daß es der eigentliche Auslöser des Amerikanischen Bürgerkriegs war. Deswegen weisen ihm viele Schwarze einen besonderen Platz in der Geschichte ihrer Befreiung zu. Wegen seines Beispiels, seines Opfer im Kampf gegen die Sklaverei ist er unvergessen. Das liegt auch daran, daß Weiße, die ihr Leben für Schwarze gaben, selten sind. Weswegen ihn andere Weiße auch so schnell für verrückt erklären.
Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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