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Moratorium für alle Hinrichtungen und neuen Prozeß verlangt

23.07.04 (von jw/ivk) Die NAACP, die größte US-Bürgerrechtsorganisation, bekräftigt ihre Opposition gegen die Todesstrafe und ruft zur Unterstützung für Mumia Abu-Jamal auf

Mumia Abu-Jamal, der ehemalige Black Panther-Aktivist, Schriftsteller und Journalist, erhält nunmehr die Unterstützung der mächtigsten schwarzen Bürgerrechtsorganisation in den USA. Wie Robert R. Bryan, Verteidiger des Gefangenen, im Nachtrag zu seinem Interview in junge Welt (21.7.2004) mitteilte, hatte die 1910 gegründete »National Association for the Advancement of Colored People« (NAACP/Nationale Vereinigung zur Förderung farbiger Menschen) auf ihrem am Wochenende in Philadelphia zu Ende gegangenen Jahreskongreß eine »Emergency Resolution« verabschiedet. Unter der Überschrift »Erneute Versicherung unserer Opposition gegen die Todesstrafe« fordert sie einen neuen Prozeß für Mumia Abu-Jamal (siehe nachfolgenden Originaltext).
Robert R. Bryan dazu: »Es ist für uns von enormer Bedeutung, die Unterstützung der ältesten und größten Bürgerrechtsorganisation in den USA zu haben. Wie mein Mandant bin ich der NAACP sehr dankbar dafür, daß sie diese Position eingenommen hat.« Mumia Abu-Jamal, der nur einen Steinwurf entfernt vom Ort des NAACP-Konvents in einem Armenviertel North Philadelphias aufgewachsen ist, ließ durch seinen Verteidiger erklären: »Voller Demut danke ich der NAACP für ihre Unterstützung. Die NAACP hat immer schon Partei ergriffen für viele Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe zu Opfern dieser Gesellschaft wurden. Ich hoffe, daß diese Resolution auch anderen Menschen helfen wird, die in vergleichbare Situationen geraten.«
Hinter den Kulissen hatte es zuvor Kontroversen gegeben. Nachdem feststand, daß die NAACP ihre Jahresversammlung in Philadelphia abhalten würde, waren Forderungen laut geworden, die Organisation müsse sich gerade an diesem Ort gegen die Todesstrafe aussprechen. Im Vergleich mit allen anderen US-Großstädten hat Philadelphia die höchste Rate schwarzer Todeskandidaten. Doch Teile der NAACP-Leitung taten sich schwer mit einer klaren Haltung zu Abu-Jamal. Und das lag sicher nicht daran, daß man routinemäßig den amtierenden Präsidenten eingeladen hatte: George W. Bush zeigte der Organisation sowieso die kalte Schulter.
Verärgerte Reaktionen der Basis gab es, als die Leitung noch kurz vor dem Kongreß eine Podiumsdiskussion über die Todesstrafe aus dem Programm strich. Als dann das »Komitee der Angehörigen und Freunde Mumia Abu-Jamals« vor dem Tagungsort demonstrierte und durch seine Sprecherin Pam Africa erklären ließ, man werde das Podium »mit einer weißen Fahne« besetzen, um die Kapitulation der NAACP vor dieser wesentlichen Frage zu dokumentieren, sammelten sich die Todesstrafengegner in der NAACP hinter dem Sohn des legendären Begründers der Organisation, W.E.B. DuBois, Professor David Graham DuBois. Der schrieb an den Vorsitzenden Julian Bond: »Die Organisation ist dazu verpflichtet, diese Gelegenheit zu nutzen und insbesondere schwarze Amerikaner zu mobilisieren, sich gegen das Unrecht der drohenden Hinrichtung (Abu-Jamals) auszusprechen.«
Der Appell wirkte: Kurz nach der Rede des demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry vor dem Kongreß verabschiedeten die Delegierten mit nur einer Gegenstimme unter großen Beifall die Resolution. In ihr wird Unterstützung »für die internationale Bewegung für einen neuen und fairen Prozeß für Mumia Abu-Jamal« zugesichert, und alle NAACP-Ortsgruppen »in den USA und weltweit« werden aufgerufen, »die internationale Forderung nach Freilassung von Mumia Abu-Jamal aus dem Todestrakt zu unterstützen«.
Mumia Abu-Jamal wurde am 9. Dezember 1981 verhaftet und 1982 in einem manipulierten Schnellverfahren wegen Mordes an einem Polizisten zum Tode verurteilt, seitdem sitzt er im Todestrakt.
Jürgen Heiser /junge Welt Nr. 167 vom 23. Juli 2004


Der Originaltext der Resolution (eine Übersetzung wird demnächst hier veröffentlicht):

Actual Text of NAACP Resolution for
New Trial for Mumia and a National Death Penalty Moratorium
(Adopted at NAACP National Convention, Philadelphia, PA, July 15, 2004)

EMERGENCY RESOLUTION REAFFIRMING OPPOSITION TO THE DEATH PENALTY

WHEREAS, the NAACP adopted a resolution in 2001 re-affirming our opposition to the death penalty due to its racially disparate application; and

WHEREAS, the NAACP has re-affirmed its 1975 resolution opposing the death penalty on the grounds that it constitutes cruel and unusual punishment in violation of the Eighth Amendment of the United States Constitution; and

WHEREAS, many people, including Mumia Abu-Jamal, are incarcerated on death row and face possible execution; and

WHEREAS, more than 320 people on death row have been exonerated; and

WHEREAS, though African Americans make up only 12.4% of the U.S. population, we make up 38% of all the Americans that were sentenced to death and later freed after being found innocent; and

WHEREAS, African Americans make up 35% of those being found innocent after being executed; and

WHEREAS, African Americans make up over 80% of those awaiting execution on federal death row; and

WHEREAS, 145 people have been exonerated based upon DNA evidence; and

WHEREAS, there is no possible way of restoring the life of an innocent person killed by the death penalty; and

WHEREAS, the implementation of the death penalty raises concerns regarding bias identification, police and prosecutorial misconduct, judicial apathy in protecting the rights of the accused, faulty evidence, inadequate defense representation, coerced confessions, and fabricated testimony, and,

THEREFORE BE IT RESOLVED that the National Association for the Advancement of Colored People reiterates its strong opposition to the death penalty; and

BE IT FURTHER RESOLVED that the NAACP calls on its units throughout the United States and the world to support the international call for Mumia Abu-Jamal to be released from death row; and

BE IT FURTHER RESOLVED that the NAACP reiterate its support of the international movement for a new and fair trial for Mumia Abu-Jamal; and

BE IT FINALLY RESOLVED that the NAACP renew its call for new nation wide studies on racial discrimination, the adequacy of counsel, access to modern research technology such as DNA analysis, the sentencing of children and women to the death penalty and that the NAACP reiterate its call for a national moratorium on all executions.

ss: Kweisi Mfume, President and CEO; Julian Bond, Chairman of the Board of Directors

Source/Quelle:
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Ossining, NY 10562
914 739-2700 days
914 945-0815 eves
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On the Web at http://www.wbai.org.

 
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