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Kolumne 1.147 vom 26.05.2025: Wie die Welt funktioniert26.05.25 (von maj) Der politische Gefangene Mumia Abu-Jamal erinnert daran, dass es – in Anlehnung an Frantz Fanon – der umfassenden Analyse bedarf, um koloniale Strukturen zu erkennen und durchbrechen zu können
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 120 vom 26. Mai 2025: Bitte HIER klicken! Am 2. Mai konnte Noelle Hanrahan vom Projekt Prison Radio den politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal im US-Staatsgefängnis Mahanoy in Pennsylvania besuchen. Wir dokumentieren Auszüge aus ihrem dort geführten Gespräch, Bezugspunkte waren Abu-Jamals Forschungsarbeit über Frantz Fanon und der 100. Geburtstag von Malcolm X am 19. Mai. (jh) Was wäre zu Frantz Fanons dualem Denken über revolutionären Antikolonialismus und Humanismus im Prozess der Dekolonialisierung zu sagen? Wenn jemand diese beiden Konzepte vereint, dann Fanon. Er war sowohl Internationalist als auch revolutionärer Humanist. Er war zutiefst davon überzeugt, dass alle Menschen über die Fähigkeiten und die Kraft verfügen, sich gegen koloniale Institutionen und ihre Ideologie aufzulehnen, aber auch revolutionären Widerstand gegen diese Kräfte zu leisten. Er vereinte diese Ideen in sich, weil er als Psychoanalytiker, als Psychiater natürlich wusste, dass unser Denken unser Handeln in der realen Welt beeinflusst. Fanon pflegte zu sagen, dass die kolonisierten Intellektuellen das schaffen müssen, was er »Kampfliteratur« nennt – das Schreiben aus einer neuen Perspektive, einer Perspektive der neuen Nationen, die inmitten der Trümmer der Kolonie geboren werden. Das ist wie ein Krieg, aber ein Krieg der Worte, ohne den die Kultur versteinert. Oft schreiben die kolonisierten Intellektuellen, die Dichter und Schriftsteller sehr einfühlsam über die vergangene Epoche. Worüber sie nicht schreiben, ist die Gegenwart. Und weil sie das nicht tun, erstarrt ihr Schaffen, denn sie schauen zurück, aber nicht nach vorn. Wir müssen über die Gegenwart schreiben, denn sie ist das Tor zur Zukunft. Das ist ein zentraler Punkt in Fanons Denken. Was können wir von Fanon und anderen Revolutionären seiner Zeit wie Patrice Lumumba und Malcolm X für unsere heutigen Befreiungskämpfe lernen? Eine interessante Auswahl, diese drei Revolutionäre! Ich kann mich nicht erinnern, dass Fanon über Malcolm X geschrieben hat. Aber ich weiß, dass er über Lumumba geschrieben hat, der ein guter Freund von ihm war und einer der afrikanischen Anführer, die Fanon bewunderte. Aber als revolutionärer und antikolonialer Denker scheute Fanon sich nicht, Lumumba auch zu kritisieren. Dass die Kolonialisten Patrice ermordeten, ist eine schreckliche Tragödie. Sie befürchteten, er könnte den Kongo, den man einst den »Brotkorb Afrikas« nannte, für die Welt öffnen. Ich weiß, dass Fanon ihn liebte und als Bruder bewunderte, aber Menschen machen Fehler, fatale Fehler, wenn sie die Rolle der Kolonialisten nicht gründlich analysieren und verstehen. Welche wichtigen Lektionen können wir von diesen Revolutionären lernen? Wenn wir Lumumbas Leben studieren und Fanons Werk »Die Verdammten dieser Erde« lesen, in dem er offen über Lumumba spricht, können wir etwas über Lumumbas Fehler erfahren und lernen, dass wir in der Auseinandersetzung mit den Kolonialherren keine Fehler machen dürfen, denn sie werden diese Fehler ausnutzen und uns vernichten. Fanon und Malcolm X stehen für Menschen, die sich permanent im Prozess des Werdens befinden. Sie verändern sich, wenn sie neue historische, psychologische und weltpolitische Informationen darüber erhalten, wie die Welt funktioniert. Malcolm hat nie aufgehört, sich weiterzuentwickeln und zu lernen. Leute, die ihn kannten, als er Prediger bei der »Nation of Islam« in New York City war, sagten, dass man den Bruder nie ohne ein Buch sah. Auf Busfahrten oder Flugreisen las er ständig und erweiterte sein Wissen über die Welt. Das Gleiche lässt sich über Fanon sagen. Er war Psychoanalytiker und Psychiater, studierte aber auch revolutionäre Wissenschaften, weil er wissen wollte, wie man sie auf eine koloniale Situation anwenden kann. Er las Werke von Karl Marx und anderen Denkern, die ihm Ideen und Sichtweisen auf die Welt lieferten. Er las und kritisierte Jean Paul Sartre und nutzte das Gelernte, um die Welt zu analysieren und zu verändern. Fanon und Malcolm X haben beide enorme persönliche Veränderungen durchgemacht, durch die sie bessere Denker, bessere Menschen und bessere Revolutionäre wurden. |
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