Kolumne 1.122 vom 22.04.2024: Kolonialer Krieg22.04.24 (von maj) Liberale rufen zu einem Waffenstillstand auf. Warum fordern sie kein Ende der Besatzung? Sind es die Palästinenser nicht wert, in Freiheit zu leben? Steht ihnen kein Existenzrecht zu? Gilt das alles nur für Israelis?
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 94 vom 22. April 2024: Bitte HIER klicken! Kolonialer Krieg Der Hass, den Israelis gegenüber Arabern im allgemeinen und Palästinensern im besonderen empfinden, ist jenseits des Erträglichen. Aber dieser Konflikt ist mehr als rassistisch und mehr als nur politisch. Er ist sowohl existentiell als auch territorial. Es ist ein Kolonialkonflikt einer Siedlernation, die das Land der Palästinenser an sich reißen will. Die auf diesem Land lebende Bevölkerung ist ihr völlig gleichgültig. Erklärt das nicht das hemmungslose Gemetzel im Krieg gegen Gaza? Erklärt das nicht die durchschnittlich 5.000 palästinensischen Todesopfer pro Monat? Man muss sich nur die Aufnahmen der Ermordung von drei geflohenen jüdischen Geiseln durch die israelischen Streitkräfte (IDF) ansehen. Obwohl sie hebräisch sprachen und mit nackten Oberkörpern auf die Soldaten zugingen, galt der Spruch: »Erst schießen, dann fragen.« Wer sich im Kriegsgebiet befindet, ist für die IDF ein klares Ziel. Und dann kam es kürzlich zur Ermordung von sieben freiwilligen Helfern der »World Central Kitchen« durch die IDF. Plötzlich drehen die US-Liberalen durch und hauen Israel auf die Pfoten. Auf einmal sind die israelischen Täter »die Bösen«. Echt jetzt? 33.000 Palästinenser wurden bis dahin schon abgeschlachtet, und das Schweigen darüber war ohrenbetäubend. Frantz Fanon sagte in seinem klassischen Werk »Die Verdammten dieser Erde«, dass koloniale Konflikte zwischen zwei verschiedenen Spezies stattfinden. Nur die Kolonisatoren werden als Menschen angesehen. Die kolonial Unterdrückten hingegen gelten nicht als Menschen. Weil sie in Unfreiheit leben, fehlt ihnen angeblich das Menschliche, denn Mensch ist nur, wer frei ist. Die US-Liberalen rufen zu einem Waffenstillstand auf. Warum dringen sie nicht zum Kern der Sache vor und fordern ein Ende der Besatzung? Sind es die Palästinenser nicht wert, in Freiheit zu leben? Steht ihnen kein Existenzrecht zu? Verdienen die Palästinenser keinen eigenen Staat? Gilt das alles nur für Israelis? Vielleicht bin ich nicht fair. Vielleicht. Aber dann fallen mir die Worte eines israelischen Diplomaten zum Frieden mit Palästina wieder ein. Danny Danon, Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, schrieb in einem Gastkommentar in der Ausgabe der New York Times vom 24. Juni 2019, dass die Palästinenser nur zwei Dinge tun müssten, um Frieden zu schaffen. A. »Nationaler Selbstmord« (seine Worte) und B. »Kapitulieren«. Kaum zu glauben! Ein Kolonialherr des französischen Kaiserreichs hätte es nicht besser ausdrücken können. Die USA sind weder ein fairer noch ein unparteiischer Vermittler. Sie sind zutiefst voreingenommen und statten den Apartheidstaat Israel mit Waffen aus, die nicht der Verteidigung, sondern der offensiven Kriegführung dienen. Die Abkürzung IDF steht für »Israeli Death Force«. Setzen wir unseren Aufruf dagegen: Schluss mit der Besatzung! |
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