Kolumne 1.110 vom 27. November 2023: Ein guter Bruder27.11.23 (von maj) Zum Tod des Fotografen und Aktivisten Michael Allen Jones aka I Abdul Jon / Mit Anmerkungen von Prison Radio
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 276 vom 27. November 2023: Bitte HIER klicken! Ein guter Bruder Auf dem Höhepunkt der Konflikte zwischen »Move« und der Polizei in den 1970er Jahren stand Mitglied Pam Africa mit ihrem Protest oft allein. Als Abdul das mitbekam, konnte er es nicht ertragen, tatenlos zuzusehen, und schloss sich ihr an. Das brachte es mit sich, dass beide häufig entweder ins Gefängnis oder ins Krankenhaus eingeliefert wurden, oft mit gebrochenen Knochen. Aber egal, was auch passierte, Abdul machte unbeirrt weiter. Dieser Beschützerinstinkt blieb ihm sein Leben lang erhalten. Wenn Leute aus anderen Städten nach Philadelphia kamen, um an Protesten teilzunehmen, begleitete Abdul sie oft bis zu ihrem Auto, wenn sie wieder nach Hause fuhren. I Abdul Jon war ein begnadeter Fotograf. Im Herbst 1981 fuhren wir beide nach Rochester, New York, nachdem eine Gruppe von Männern und Frauen der »Move«-Organisation verhaftet und nach Bundesrecht angeklagt worden war. Abdul und ich waren im Auftrag der Philadelphia Tribune unterwegs, er als Fotograf, ich als Reporter. Seine Fotos halfen, die Artikel lebendig werden zu lassen. Sie enthüllten den krassen Gegensatz, wie die »Move«-Mitglieder in Philadelphia und in Rochester empfangen wurden. In beiden Städten handelte »Move« gleich, wurde aber in der einen Stadt von den Medien verteufelt und in der anderen in Frieden gelassen. Was für einen Unterschied die Medien machten! I Abdul Jon war Vater und Großvater einer großen Schar von Kindern. Seine zehn Söhne und Töchter heißen David, Michael, Tariq, Malik, Samira, Braheeim, Yahmon, Karlin, Rashad, und Ibraheim. Wie meine Frau Wadiya oft zu mir zu sagen pflegte: »Abdul ist ein guter Bruder.« Nach 74 Wintern in Amerika ist er am 9. November zu seinen Vorfahren zurückgekehrt. Prison Radio stellte biographische Notizen zum Leben von I Abdul Jon von seinem leiblichen Bruder Mark Baxter zur Verfügung. Demnach wuchs Abdul als Sohn von Evelyn Baxter und David Jones – wie der fünf Jahre jüngere Mumia – in Philadelphia auf. Im Alter von 17 Jahren hatte Abdul sich freiwillig zur US-Armee gemeldet und im Vietnamkrieg gekämpft. Dort entdeckte er auch seine Leidenschaft für die Fotografie, die ihn später laut Mark auf »seiner künstlerischen Reise« zum Autor »ikonischer Fotos« seiner Heimatstadt werden ließ. Sein Bruder sei ein Mann mit Prinzipien gewesen, der andere oft daran erinnerte, »Menschen, Tiere und die Gemeinschaft mit demselben Respekt zu behandeln, den sie für sich selbst wünschten«. Er habe als solidarischer Mensch nach der Devise gehandelt: »Ich werde nicht für dich kämpfen, aber ich werde an deiner Seite kämpfen.« Ihm sei es »um Selbstbestimmung und kompromisslose Liebe« gegangen. Nach seiner Rückkehr aus Vietnam wurde Abdul zu einer »gewichtigen Stimme gegen rassistisches Unrecht und Polizeigewalt«, erinnert sich sein Bruder. Deshalb habe er sich auch auf die Seite von »Move« gestellt. Er sei »furchtlos im Radio aufgetreten«, habe an Kundgebungen und Demonstrationen teilgenommen und »sein Leben der Förderung seines Volkes gewidmet«. Sein Einfluss auf die Menschen, die er berührte, werde »über Generationen hinweg nachhallen«, so Mark Baxter. (jh) |
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