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US-Gefängnisse: Menschenhass als Institution

09.10.23 (von ivk/jw) USA: Symposium anlässlich Eröffnung von Mumia Abu-Jamals Knastarchiv beleuchtet System der Masseninhaftierung; Weltpremiere der Komposition »Vampire Nation« von Mumia Abu-Jamal, einer Anklage gegen Kolonialismus und Sklaverei

Link zum Schwerpunktartikel in junge Welt Nr. 234 vom 9. Oktober 2023: Bitte HIER klicken!

Kein Land der Freiheit
Abu-Jamals Komposition »Vampire Nation« ist eine Anklage des Kolonialismus
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Das Symposium zur Masseninhaftierung in den USA brachte an den drei Tagen Ende September auch künstlerische Saiten zum Schwingen. So erlebte das Publikum am zweiten Tag eine Weltpremiere: die Aufführung des Musikstückes »Vampire Nation«, das 2009 von Mumia Abu-Jamal im Gefängnis komponiert und vom Musikdoktoranden und Schlagzeuger Marcus Grant speziell für diesen Anlass arrangiert wurde. Grant führte das Stück zusammen mit der New Yorker Pianistin Camila Cortina Bello, dem Bassisten Kweku Aggrey, dem Saxophonisten Leland Baker aus Providence und dem New Yorker Sänger Tyreek McDole auf.

Vor vierzehn Jahren saß Abu-Jamal noch im Todestrakt des Staatsgefängnisses Waynesburg in Pennsylvania. In der Isolation der engen, zwei mal drei Meter großen Zelle hatte er sich selbst aus Büchern das Lesen und Schreiben von Noten beigebracht. 2009 besuchte auch der Hamburger Gewerkschafter Rolf Becker Abu-Jamal im Todestrakt und erlebte damals »etwas Wunderbares«, wie er es im jW-Interview (10.10.2009) beschrieb. Mumia trug ihm, vom Blatt lesend, hinter der Trennscheibe sein Lied »A Sad Love Song« vor. Ein Liebeslied für Wadiya, Abu-Jamals inzwischen verstorbene Frau. Das habe »die Situation im Todestrakt nicht aufgehoben, aber bewusst gemacht«, so Becker.

Ähnlich Erstaunliches erlebte nun das Publikum beim Musikvortrag an der Brown University in Providence (Rhode Island), als es mit »Vampire Nation« eine von vier Kompositionen Abu-Jamals hörte. Der Titel »Vampire Nation« sei eine Anspielung auf den Siedlerkolonialismus, »der so sehr auf Ausbeutung ausgerichtet war, dass er das Leben der Schwarzen und der indigenen Ureinwohner aussaugte«, erklärte Grant im Gespräch mit Jill Kimball von der Presseabteilung der Universität über das Stück. Damit sei die gesamte Geschichte der Ausbeutung in Amerika angesprochen, beginnend mit dem Eroberer Christoph Kolumbus 1492 und der Sklaverei bis hin zu den rassistischen »Jim Crow«-Gesetzen. »Wie können wir dieses Land das Land der Freiheit nennen?« fragt Abu-Jamal im Liedtext.

Grant arrangierte das Stück als »eindringliche, bluesige Ouvertüre, in der Ketten als Schlagzeug eingesetzt werden«, schrieb Kimball. »Eine Metapher für die untrennbare Verbindung zwischen historischer Sklaverei und den strukturellen Ungleichheiten in der heutigen Gesellschaft. Die Menschen dort drinnen lesen, schreiben, machen Kunst, sagte Grant: »Aber wir wissen nichts über sie.« Das müsse sich ändern.
Jürgen Heiser

»Draußen fast nur Weiße, im Gefängnis meist Afroamerikaner«
Gespräch mit Rolf Becker. Über einen Besuch bei dem US-Publizisten Mumia Abu-Jamal im Todestrakt des Staatsgefängnisses Greene in Pennsylvania / USA
Link zum Interview mit Rolf Becker in junge Welt vom 10. Oktober 2009: Bitte HIER klicken!

 
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