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Großer Andrang

02.10.23 (von ivk/jw) USA: Hunderte Menschen besuchen Ausstellung zu Masseninhaftierung

Link zum Artikel in junge Welt Nr. 229 vom 2./3. Oktober 2023: Bitte HIER klicken!

Großer Andrang
Ein stärkeres Bewusstsein für die Masseninhaftierungen von Schwarzen in den USA ist insbesondere dem US-Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal zu verdanken. Der politische Gefangene, der selbst seit vier Jahrzehnten inhaftiert ist, hat in seinen Kolumnen immer wieder über das Problem und dessen Ausmaß geschrieben, das seit den 1990er Jahren zunimmt. In den USA säßen »Millionen von Menschen in Gefängnissen, mehr als irgendwo sonst auf der Welt«, wie Abu-Jamal betont.

Nun kam es vergangene Woche zu einer regelrechten »Wallfahrt« in den US-Bundesstaat Rhode Island, weil in dessen Hauptstadt Providence die Ausstellung »Mumia Abu-Jamal. Ein Porträt der Masseninhaftierung« eröffnet wurde. Es kamen »Hunderte von Menschen aus der Region und der ganzen Welt«, so Jill Kimball von der Pressestelle der Brown University am Freitag. Die Sonderausstellung über Leben und Werk des früheren Mitglieds der Black Panther Party konnte aus dem Fundus seines persönlichen Archivs schöpfen. Mehrere Dutzend große Pappkartons hatte Abu-Jamal im Herbst 2022 der John Hay Library (JHL) an der Brown University überlassen. Daraus wurden im Lauf eines Jahres professioneller Archivarbeit rund 80 genormte Archivkartons, deren Inhalt seit dem 28. September 2023 öffentlich zugänglich ist.

Die sorgfältige Systematisierung der Archivalien erlaubte es dem JHL-Team, aus dem Material eine beachtliche Ausstellung aufzubauen. Diese kann ein Jahr lang in der Universität besucht werden. Dazu gehört auch die originalgetreue Nachbildung der Todeszelle, in der Abu-Jamal fast drei Jahrzehnte eingesperrt war und in der er seine Bücher und Kolumnen schrieb. Besucher reagierten fassungslos auf das unmittelbare Erleben der räumlichen Enge und die Vorstellung langjähriger Isolation.

»Willkommen zu einem Abend an der Brown-Uni, an dem wir das Archiv öffnen und damit eine neue Seite der Geschichte aufschlagen«, so begrüßte Abu-Jamal in der vergangenen Woche Zuschauer eines Symposiums zur Eröffnung der Ausstellung. Er sprach dabei mittels eines überwachten Telefonanrufs aus dem Staatsgefängnis Mahanoy in Pennsylvania über den Bühnenlautsprecher. »Es fühlt sich wirklich bemerkenswert an«, so der Gefangene weiter. Es sei nicht »vorherzusehen« gewesen, ergänzte er anspielend auf die ursprüngliche Befürchtung, das Archivprojekt könnte verhindert werden. Denn nach Bekanntwerden des Vorhabens im Sommer 2022 hatte die rechte Polizeibruderschaft Fraternal Order of Police (FOP) versucht, die JHL medial unter Druck zu setzen. Die FOP wollte so die Integration der Abu-Jamal-Archivalien in den Grundstock der neuen Forschungsinitiative »Stimmen der Masseninhaftierung in den Vereinigten Staaten« sabotieren.

Davon ließen sich jedoch weder Universität noch JHL beeindrucken. Im Ausstellungsreader heißt es nun, die Präsentation von Gegenständen aus Abu-Jamals Leben in der Haft sowie weiteren Objekten im Zusammenhang mit der Masseninhaftierung biete »eine einzigartige Gelegenheit, sie sowohl mit einem zutiefst persönlichen Blick als auch aus einer ganzheitlichen Perspektive zu untersuchen«. Auf diese Weise entstehe ein »umfassendes Porträt des enormen Einflusses, den der Gefängnisstaat auf die menschliche Erfahrung in den USA« habe.

JHL-Direktorin Amanda Strauss erklärte, dass sowohl das Symposium als auch Ausstellung und Archivsammlungen darauf abzielten, »den Zugang zu Berichten aus erster Hand über die Masseninhaftierung zu verbessern, um die wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema voranzubringen«. Diese Arbeit sei in den Archiven verankert, »in der Bewahrung der Sammlung von Mumia Abu-Jamal und in der Schaffung von Raum für die Bewahrung ähnlicher Sammlungen von Betroffenen und ihren Familien«. Das alles zusammenzufügen, werde »es uns ermöglichen, die Stimmen der Inhaftierten zu hören«, so Strauss. Die umfangreiche Sammlung biete »einen entscheidenden Einblick in das US-Gefängnissystem«. Es liege nun »an den Archivaren, den Wissenschaftlern, den Aktivisten, den Studierenden, den Lehrkräften und den Bürgern«, den Stimmen der Gefangenen öffentliches Gehör zu verschaffen.
Jürgen Heiser

 
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