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Hundert Tote im Monat

06.10.22 (von ivk-jw) USA: Immer mehr Menschen sterben durch Polizeigewalt. Polizisten erwarten keine Konsequenzen

Link zum Artikel in junge Welt Nr. 232 vom 6. Oktober 2022: Bitte HIER klicken!

Hundert Tote im Monat
Bis jetzt gab es nur zehn Tage im Jahr 2022, an denen die Polizei in den USA niemanden tötete. An vielen Tagen starb durch sie mehr als nur ein Mensch, im September verging kein einziger Tag ohne tödliche Polizeigewalt. Erhoben wurden die Zahlen von Mapping Police Violence, einer Organisation, die laut eigenen Angaben »die umfassendsten und aktuellsten Daten über Polizeigewalt in Amerika veröffentlicht«.

Samuel Sinyangwe, Gründer von Mapping Police Violence, sagte am Mittwoch gegenüber junge Welt: »Unsere Organisation Mapping Police Violence hat für das Jahr 2022 ein Rekordniveau an tödlicher Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten aufgedeckt. Wir stellen fest, dass die US-Polizei in den ersten neun Monaten dieses Jahres mindestens 881 Menschen getötet hat, das sind mehr als im Vergleichszeitraum in jedem anderen der vergangenen zehn Jahre.« Demnach starben bis zum 2. Oktober dieses Jahres 30 Menschen mehr durch Einsatzkräfte als im selben Zeitraum 2021. 24 Prozent der von der Polizei getöteten Personen waren Schwarze, obwohl sie nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Die meisten Fälle beginnen harmlos – mit Verkehrskontrollen, Ruhestörung, Straftaten ohne Gewaltanwendung, oder es lag überhaupt keine Straftat vor. Die Erfahrung mit Polizeigewalt führt dazu, dass viele Menschen, auch wenn sie keines Vergehens schuldig sind, in Panik die Flucht ergreifen. Ein Drittel aller Opfer wurde beim Versuch zu fliehen getötet. Laut Mapping Police Violence sind nichtweiße Personen eher davon betroffen.

Konsequenzen haben die Polizisten, die zur Waffe greifen, keine zu befürchten: 98,1 Prozent der Tötungen durch die Polizei von 2013 bis 2022 führten nicht zur Anklage. Meist wurden die Beamten nicht einmal durch interne Disziplinarverfahren bestraft.

Die Plattform Mapping Police Violence bietet »Ressourcen für Gemeinden und politische Entscheidungsträger, die daran interessiert sind, die Ergebnisse der Polizeiarbeit landesweit zu verändern«, heißt es auf der Website. Sie definiert polizeiliche Tötung folgendermaßen: »Ein Fall, in dem eine Person stirbt, weil sie von Polizeibeamten im Dienst oder außer Dienst erschossen, geschlagen, festgehalten, absichtlich von einem Polizeifahrzeug angefahren, mit Pfefferspray besprüht, getasert oder auf andere Weise verletzt wurde.«

Trauriger Höhepunkt der tödlichen Polizeigewalt war der Monat Mai im Jahr 2020, in dem 121 Menschen durch Polizeibeamte getötet wurden. Der bekannteste von ihnen: George Floyd in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota.

Die Tötungsraten unterscheiden sich je nach Bundesstaat. New Mexico im Südwesten der USA wies mit 10,5 die höchste Rate an polizeilichen Tötungen pro eine Million Einwohner auf, während Rhode Island an der Ostküste mit 0,8 Todesfällen pro eine Million Einwohner die geringste Rate aufwies. Auch im Umgang mit der Veröffentlichung der Identität der Polizisten unterscheiden sich die Bundesstaaten stark. Während beispielsweise die Städte Las Vegas und Los Angeles die Namen der mordenden Polizisten häufig veröffentlichen, bleiben deren Identitäten in Kansas City oder St. Louis unter Verschluss.

Aus den Zahlen geht aber auch hervor, dass die Rate der Gewaltverbrechen in den Städten nicht ausschlaggebend ist für die Rate der Tötungen durch die Polizei. Ein Ende der Polizeigewalt ist nicht in Sicht, nur eine der 100 größten städtischen Dienststellen war von Januar 2013 bis Dezember 2021 nicht betroffen.
Annuschka Eckhardt

 
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