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Kolumne 1.060 vom 13.09.2021: Imperiale Arroganz

13.09.21 (von maj) Krokodilstränen nach dem Fall Kabuls. Vergessen die immensen Verluste durch US-Kriege

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 212 vom 13. September 2021: Bitte HIER klicken!

Imperiale Arroganz
Der Machtwechsel in Afghanistan vollzog sich in verblüffendem Tempo. Die Taliban nahmen Stadt für Stadt, Dorf für Dorf, Provinz für Provinz ein, bis Kabul selbst fiel, anscheinend ohne dass auch nur ein Schuss abgegeben wurde. Angesichts der plötzlichen Einnahme der Hauptstadt vergoss die politische Klasse der USA heiße Krokodilstränen. Nicht wenige ihrer Vertreter forderten die Entsendung weiterer US-Truppen, um damit dem Imperium eine peinliche Blamage zu ersparen. Vergessen wurde dabei natürlich das 20jährige Projekt, in dessen Rahmen die US-Regierung und ihre NATO-Verbündeten die afghanische Armee bewaffnet, finanziert und angeblich auch sehr gründlich ausgebildet haben. Doch die militärische Macht der von den Vereinigten Staaten so hochgelobten afghanischen Truppen, die gegen die Taliban kämpfen sollten, schmolz schneller dahin als ein Eisblock unter der heißen afghanischen Sonne.

Unter dem Titel »Blind Imperial Arrogance« (Blinde imperiale Arroganz) vermittelte der palästinensisch-US-amerikanische Intellektuelle und politische Aktvist Edward Said (1935–2003) in einem Kommentar am 20. Juli 2003 in der Los Angeles Times folgende Erkenntnis: »Jedes Imperium«, schrieb er, »erzählt sich und der Welt, dass es sich von allen anderen Imperien unterscheidet, und dass seine Mission nicht darin besteht, zu plündern und zu kontrollieren, sondern zu erziehen und zu befreien. Diese Vorstellungen werden von der Bevölkerung des Imperiums keineswegs geteilt, aber das hindert den US-amerikanischen Propaganda- und Politikapparat nicht daran, den US-Amerikanern, die erschreckend wenig über die arabischen Länder und den Islam wissen, ihre imperiale Perspektive aufzuzwingen.«

Als der Afghanistan-Krieg am 7. Oktober 2001 begann, wurde der Feldzug »Operation Enduring Freedom« (Operation andauernde Freiheit) genannt. Zweieinhalb Jahre später, am 20. März 2003, begann mit der »Operation Iraqi Freedom« der Krieg gegen Irak. Egal, welche Namen die Angreifer ihren Kriegen auch gaben, die entscheidende Frage ist: Brachten sie einer der beiden Nationen mehr Freiheit? Und was bleibt nach den jahrzehntelangen Kriegen am Ende außer immensen Verlusten?
Übersetzung: Jürgen Heiser

»Attica und Mumia«. An diesem Montag, dem 13. September, jährt sich zum 50. Mal der von Gouverneur Nelson Rockefeller 1971 befohlene gewaltsame Sturm auf das Zuchthaus Attica im US-Bundesstaat New York. Sein Ziel war die Niederschlagung des Aufstandes von 1.500 Gefangenen. Vor neun Jahren fand dazu eine von 3.000 Menschen besuchte Veranstaltung in der Riverside Church in New York City statt, deren Podium prominent besetzt war: Angela Davis, Michelle Alexander, Cornel West, Marc Lamont Hill und andere forderten am 12. September 2012 die sofortige Schließung des Staatsgefängnisses von Attica sowie die Freilassung politischer Gefangener wie Mumia Abu-Jamal, die auch heute noch für den Kampf gegen die Masseninhaftierungen von Schwarzen und Latinos stehen.

Soffiyah Elijah, Vorsitzende der Knasthilfeorganisation »Correctional Association of New York« (CUNY), nannte Attica damals »einen Schandfleck für New York« und »ein Symbol für das Gefängnissystem des Landes«. Die Juraprofessorin und Bürgerrechtlerin Michelle Alexander erklärte, es gehe auch Jahrzehnte nach dem Aufstand immer noch um den Kampf für die Rechte der Gefangenen. Die Masseninhaftierungen zeigten, »wie im Kapitalismus mit denjenigen umgegangen wird, die ganz unten stehen«. CUNY hat den Kampf dagegen seither konsequent fortgesetzt und zeigt derzeit im Internet eine Ausstellung zum 50. Jahrestag des Attica-Aufstandes: Link zur CUNY-Website: https://www.correctionalassociation.org/. (jh)

 
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