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Brennende Kirchen

30.06.21 (von ivk-jw) Nach neuem Fund von Massengräbern indigener Kinder: Wut unter Kanadas First Nations wächst

Link zum Artikel in junge Welt Nr. 148 vom 30. Juni 2021: Bitte HIER klicken!

Brennende Kirchen
In Kanada sind mehrere Kirchen in Gebieten der First Nations in Flammen aufgegangen, nachdem erneut anonyme Massengräber indigener Kinder entdeckt worden waren. Am Sonnabend brannten die katholischen Kirchen St. Ann in Upper Similkameen und die Chopaka-Kirche in Lower Similkameen in der kanadischen Provinz British Columbia. Verletzt wurde niemand, die Polizei nahm Ermittlungen wegen Brandstiftung auf. Laut der BBC seien Spuren eines Brandbeschleunigers gefunden worden.

Zuletzt waren in der südwestlichen Provinz Saskatchewan vor einer Woche in einem ehemaligen sogenannten Internat für Kinder der First Nations mindestens 751 nicht gekennzeichnete Gräber gefunden worden. Die Grabstätte liegt in unmittelbarer Nähe des Geländes der Marieval Indian Residential School. Die Schule war von 1899 bis 1997 nahe Regina, der Hauptstadt Saskatchewans, in Betrieb. Am vergangenen Donnerstag erklärte Cadmus Delorme, Vorsitzender der Cowessess First Nation, auf einer Pressekonferenz, Kanada müsse Ignoranz und Rassismus ablegen. Die zeigten sich im Verschweigen der Wahrheit über die Geschichte der indigenen Völker Kanadas. »Wir bitten nicht um Mitleid, aber wir bitten um Verständnis«, sagte Delorme. »Nicht wir waren es, die jene Grabsteine verschwinden ließen.« Für die Cowessess First Nation sei die Fundstelle »ein Tatort«.

Laut einer Mitteilung des Bundes souveräner indigener Nationen (FSIN) ist das Massengrab die bislang größte Fundstelle »nichtmarkierter Gräber« in Kanada. Die FSIN repräsentiert 74 First Nations der Provinz Saskatchewan. Die notwendigen Ermittlungen über die namenlosen Opfer seien angelaufen. Man erwarte noch mehr dieser Funde im ganzen Land.

Das äußerlich nicht erkennbare Gräberfeld wurde nur wenige Wochen nach der Entdeckung der sterblichen Überreste von 215 indigenen Kindern auf dem Gelände der 1978 geschlossenen Kamloops Residential School in der kanadischen Provinz British Columbia gefunden (siehe jW-Schwerpunkt vom 10.6.2021). Unmittelbar danach vermeldete am 4. Juni ein von der Sioux Valley Dakota Nation und der Simon Fraser University in Burnaby, British Columbia, gegründetes Untersuchungsteam, es habe am ehemaligen Standort der Brandon Indian Residential School in Manitoba »104 potentielle Gräber lokalisiert, von denen 78 durch historische Aufzeichnungen nachweisbar« seien.

Nach vagen Schätzungen waren im britischen Commonwealth-Staat Kanada etwa 150.000 Kinder und Jugendliche der indigenen First Nations zwangsweise in Internaten untergebracht, die nach dem Vorbild von US-Einrichtungen mit identischer Zielrichtung seit dem 19. Jahrhundert von der kanadischen Regierung finanziert und von der katholischen Kirche betrieben wurden. Die Kinder wurden ihren Familien entrissen und auf Dauer in diese Schulen gesteckt, um sie der Mehrheitsgesellschaft anzupassen. Im Prozess der Umerziehung kam es zu massenhafter Vernachlässigung, zu Missbrauch und Mord. Die auf Drängen der First Nations initiierte »Wahrheits- und Versöhnungskommission« der Regierung kam 2015 nach eingehenden Untersuchungen zu dem Schluss, dass diese Internate einen »kulturellen Völkermord« begingen, indem sie den indigenen »Zöglingen« Muttersprache und Brauchtum verboten, um sie zu »guten christlichen Kanadiern« zu machen.

Nachdem die Kette der immer neuen Fundstellen mit Skeletten ermordeter oder durch Misshandlungen, Krankheiten und Unterernährung umgekommener Minderjähriger nicht abreißt, wächst der öffentliche Druck, die katholische Kirche für ihre Greueltaten zur Rechenschaft zu ziehen. Zudem sollen Denkmäler kanadischer Politiker oder Militärs entfernt werden, die am Völkermord an den Ureinwohnern beteiligt waren.
Jürgen Heiser

 
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