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Kolumne 1.046 vom 1.02.2021: Mittel der Unterdrückung

01.02.21 (von maj) Solidarität mit allen, die konsequent gegen rassistische Polizeigewalt und alle Formen staatlicher Repression kämpfen!

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 26 vom 1. Februar 2021: Bitte HIER klicken!

Mittel der Unterdrückung
Ich gratuliere der Organisation »Communities United Against Police Brutality« (CUAPB) aus Minneapolis im Bundesstaat Minnesota zu ihrem 20jährigen Bestehen. Wobei ich festhalten muss, dass es eine Schande ist, überhaupt so lange gegen staatliche Repression und Polizeigewalt kämpfen zu müssen! Es sagt etwas aus über das gravierende Versagen bestehender politischer Systeme, dass ein solches Problem so lange bestehen kann.

Das erinnert mich an die Worte von Thomas Paine (1737–1809), der in seinem in Philadelphia im Februar 1776 veröffentlichten Pamphlet »Common Sense« (hier etwa »Gemeinsinn«, jW) die Übel der britischen Kolonialregierung in Nordamerika anprangerte: »Gesellschaft ist in jedem Zustand ein Segen, Regierung dagegen im besten Fall nur ein notwendiges, im schlechtesten Fall aber ein unerträgliches Übel. Wenn wir unter einer Regierung denselben Leiden ausgesetzt sind, die wir auch in einem Land ohne Regierung erfahren würden, so wird unser Elend noch vergrößert, wenn wir uns bewusst werden, dass wir ja selbst die Mittel liefern, durch die wir leiden.«

Ich möchte diese Zeile von Paine noch einmal hervorheben, wonach »wir selbst die Mittel liefern, durch die wir leiden«. In heutigen Worten gesprochen: Wir selbst finanzieren mit unseren Steuern das System, das uns unterdrückt. Oder noch einmal anders ausgedrückt: Wir zahlen für unsere eigene Unterdrückung!

In den USA ist gerade eine Regierungsperiode zu Ende gegangen, in der sogenannte Konservative meinten, politisches Kapital daraus schlagen zu können, dass sie Plakate mit politischen Forderungen wie »Defund the Police« bei den landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt als »radikal«, »sozialistisch« oder »marxistisch« brandmarkten. Wie viele Radikale lehnten sich wohl im Lauf der Geschichte seit 1776 in ihrer Argumentation an die Worte Thomas Paines und seines »Common Sense«-Pamphlets an? Und wer wagt es heute noch zu wiederholen, dass »wir selbst die Mittel liefern, durch die wir leiden«?

Paine war derjenige der Gründerväter, den die Eliten hassten, denn er war wahrhaft ein amerikanischer und später französischer Revolutionär und wurde 1792 Mitglied der französischen Nationalversammlung. Paine besaß weder Plantagen noch Sklaven, er lehnte vielmehr die Sklaverei ab und trat für eine Sozialversicherung ein. Er war auch gegen die Todesstrafe.

Würde Paine heute noch leben, dann würde er sicher »Black Lives Matter« und die Bewegung gegen Polizeigewalt und staatliche Repression unterstützen, wie ich meine. Er, den ein heller, aufmunternder Geist auszeichnete, würde sicher auch die CUAPB in ihrem Kampf gegen Polizeigewalt in Minneapolis unterstützen.
Übersetzung: Jürgen Heiser

* Die Initiative CUAPB wurde im Dezember 2000 nach den tödlichen Polizeischüssen auf Charles »Abuka« Sanders in Minneapolis gegründet. In der Auseinandersetzung mit diesem und weiteren Fällen von Polizeigewalt kam die Organisation laut ihrer Selbstdarstellung zu der Erkenntnis, dass »die separate Behandlung jedes Einzelfalles kein effektiver Weg ist, um Polizeibrutalität zu beenden«. Sie tritt deshalb für den solidarischen Zusammenschluss aller Kräfte im Widerstand gegen Polizeigewalt ein und unterhält ein ganzjährig an sieben Tagen und 24 Stunden erreichbares Notruftelefon für alle Opfer von Polizeigewalt. (jh)
Link zur CUAPB-Website : https://www.cuapb.org/

 
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