Kolumne 1.034 vom 9.11.2020: Auf wundersame Weise09.11.20 (von maj) Biden gelingt es, mehr Stimmen auf sich zu vereinen als Obama
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 262 vom 9. November 2020: Bitte HIER klicken! Auf wundersame Weise Ungeachtet der Umfragen, die Biden einen Stimmenvorteil gegenüber dem amtierenden Präsidenten Donald Trump voraussagten, gingen die Prozentzahlen beider Kandidaten bei der Auszählung der Stimmen auf und ab, was vor allem an der Briefwahl und an dem unterschiedlichen Abstimmungsverhalten in den vorwiegend städtischen gegenüber den ländlichen Gebieten lag. Es scheint so, dass es Trump mit seinem explosiven Wahlkampfmarathon gelungen ist, auf zahlreichen Kundgebungen in den umkämpften Wechselwählerstaaten seine Anhängerschaft noch ein letztes Mal zum Gang an die Wahlurnen zu mobilisieren. Aber es gelang ihm offensichtlich nicht, sein in vier Jahren Amtszeit erworbenes negatives Image vergessen zu machen, notwendige Stimmen in der gewachsenen schwarzen und hispanischen Bevölkerung zu erobern sowie die Abneigung zu überwinden, die er vor allem unter den Frauen in den Vorstädten hervorgerufen hatte. Als die Wahllokale am Abend des 3. November schlossen und das Rennen gelaufen war, konnte das Demokraten-Team von Biden und Kamala Harris, der Kandidatin für den Posten der Vizepräsidentin, die unglaublich hohe Zahl von über 70 Millionen Stimmen für sich verbuchen. Das ist zwar kein Faktor, der das Stimmenergebnis der Wahlleute des Electoral College unmittelbar beeinflusst, aber immerhin ist es eine halbe bis eine Million Stimmen mehr, als sie der erste schwarze Präsidentschaftskandidat Barack Obama bei seinem ersten Wahlgang im Jahr 2008 verzeichnen konnte. Biden, der zweimal zum Vize unter Obama gewählt wurde, scheint es nun aller Wahrscheinlichkeit nach durch die unermüdliche Mobilisierung der Schwarzen, die Trump unbedingt wieder loswerden wollten, auf wundersame Weise zu schaffen, im dritten Anlauf selbst Präsident der USA zu werden. *Zu Mumia Abu-Jamals Kolumne schrieb Angeline Etienne von »Prison Radio«, das hohe Abstimmungsergebnis Jospeh Bidens sei »nichts, was man feiern sollte«. In seiner politischen Karriere sei Biden stets »den Interessen der Vereinigten Staaten verpflichtet« gewesen. Er sei »einer der wichtigsten Architekten des gefängnisindustriellen Komplexes, unter dem wir alle leiden«. Gemeint ist sein Beitrag als US-Senator zur Durchsetzung der Strafrechtsreform von 1994, als er Vorsitzender des Justizausschusses des US-Senats war. Diese »Reform« war real eine Strafrechtsverschärfung, die schon für geringe Delikte hohe Gefängnisstrafen vorsah. Sie war der Beginn der Masseninhaftierungen von zumeist jungen Schwarzen. Trotzdem sei Biden nun durch die Stimmen »der Black Americans zu einem Leuchtfeuer der Hoffnung für die Bewegung für soziale Gerechtigkeit geworden«. Die Frage sei nun, was das Positives für seine Wählerschaft »aus der Unterschicht Amerikas bewirken« werde, so Etienne. (jh) |
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