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Kolumne 1.012 vom 8.06.2020: »I can’t breathe« – zum zweiten Mal!

08.06.20 (von maj) »Ich kann nicht atmen!« – die letzten Worte von Eric Garner und George Floyd sind allen Schwarzen im Bewusstsein und verweisen auf die Lage des schwarzen Amerika, das seit der Sklaverei bis heute nie frei atmen konnte

Link zum Artikel in junge Welt Nr. 131 vom 8. Juni 2020: Bitte HIER klicken!

»I can’t breathe« – zum zweiten Mal!
Der zornige Kampf für Gerechtigkeit für den im Juli 2014 auf Staten Island, New York, von Polizisten ermordeten Eric Garner dauerte Jahre – lange, harte Jahre. Am Ende erfuhren seine Familie und seine Freunde jedoch weder Trost noch Gerechtigkeit in der sehr spät getroffenen Entscheidung, den Polizisten, der Garner zu Tode gewürgt hatte, aus dem Dienst zu entlassen. Der Cop wurde nicht einmal vor Gericht gestellt, daran möchte ich noch einmal erinnern. Die Staatsanwaltschaft sah »keinen begründeten Anlass für die Erhebung einer Anklage«. »I can’t breathe – ich kann nicht atmen!« hatte Garner bei seiner Festnahme unter dem Würgegriff des Polizisten hervorgestoßen. Seither sind seine letzten Worte allen Schwarzen im Bewusstsein und verweisen wie ein mahnender Fingerzeig auf die Lage des schwarzen Amerika, das seit der Zeit der Sklaverei und bis heute niemals frei atmen konnte.

Das Handyvideo von der Ermordung George Floyds auf offener Straße in Minneapolis, Minnesota, zeigt nun, wie ein bulliger Polizist sein Knie in den Nacken von ­Floyd drückt, der in Handschellen gefesselt regungslos vor ihm am Boden liegt. Das Video erscheint wie ein gespenstisches Echo von Eric Garners letzten Worten aus einer Zeit, die über fünf Jahre zurückliegt. »Ich kann nicht atmen«, presst auch Floyd flehend hervor. Für alle hörbar, wie die Videoaufnahme beweist. Dann stockt ihm mehr und mehr der Atem, bis er nach der Person ruft, die ihm das Leben geschenkt hat: seiner »Mama«. Nach wenigen Minuten verstummt er. George Floyd ist tot.

Eric Garner wurde von einer Polizeistreife kontrolliert, nachdem sich ein Händler beschwert hatte, er würde unversteuerte Zigarettenpäckchen oder einzelne Glimmstengel vor einem Supermarkt verkaufen. George Floyd wurde nur deshalb von mehreren Polizisten angehalten und kon­trolliert, weil ein Verkäufer angeblich behauptet hatte, Floyd habe in seinem Lebensmittelgeschäft mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein bezahlt.

Das sollte uns zu denken geben. Zwei Männer, zwei Väter, sind erstickt, weil sich der eine Händler bei der Polizei über den Verkauf loser Zigaretten und ein anderer angeblich über einen gefälschten 20-Dollar-Schein beschwert hatte. Das sagt alles darüber aus, dass in einer kapitalistischen Gesellschaft Waren wichtiger sind als das Leben schwarzer Menschen.

Auch George Floyd zählt zu den Ermordeten, für die der Staat mit seinem alles durchdringenden System von Repression und Unterdrückung verantwortlich ist.

»Does black life matter«? Zählt schwarzes Leben? Bislang nicht.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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